NEU-STAAT
Jean Paul
Paradies
„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.“
– Jean Paul
Das ist ein fataler Irrtum, denn alles, was uns gegeben wurde, wirklich alles, wird uns auch wieder genommen.
Frag mal den Herrn Hiob, der kennt sich da aus. 😉 Es ist bloß eine Frage der Zeit. Alles, was einen Anfang hat, hat auch sein Ende.
Nur das, was keinen Anfang hatte, bleibt uns, ist unsere Natur. Nur das, was wir bereits „hatten“, als wir uns in dieses Leben stürzten, „behalten“ wir auch beim Wiederaustritt.
Jean, wie kannst du etwas, das wieder von uns abfällt, das also keine Beständigkeit hat, ein Paradies nennen? Dir scheint die Erinnerung angenehm und wichtig zu sein; für manch Anderen ist sie aber... die Hölle. ― Je nachdem, was erlebt wurde.
Gedächtnis ist eine Mülltonne, angefüllt mit ver-
staubten und brüchigen Geschichten ohne Wert.
Es ist der Verstand, dem Erinnerungen wichtig sind; in ihnen kann er sich suhlen. Es ist der Verstand, der, wann immer er kann, die Gegenwart meidet und – schneller als der Wind – ins Gedächtnis flüchtet. Aber das Leben... findet nur im gegenwärtigen Moment statt. Lebbar ist nur dieser Moment, also:
Lebenswert ist nur
dieser Augenblick.
Liebe
„Mit einer Kindheit voll Liebe kann man ein halbes Leben hindurch die kalte Welt aushalten.“
– Jean Paul
Schön für dich. 😊
Und was ist mit den vielen,
die eine etwas andere Kindheit erlebten?
Wir alle haben die Möglichkeit, zur Selbstliebe zu finden. Darüber machen wir dann die Erfahrung: Es ist reichlich für uns gesorgt!
„Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“
Liebe
ist nicht das Problem;
sie umgibt uns wie die Luft zum Atmen.
Es mangelt nicht an Liebe, sondern an Selbstliebe.
Mut
„Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet.“
– Jean Paul
Nein, sondern: Mut ist, trotz der Angst, die natürlicherweise aufkommt, das zu tun, was ansteht.
Mut ist nicht abhängig vom Ausgang oder Ergebnis der Situation.
Liebe / Vernunft
„Nur die Vernunft lehrt schweigen. Das Herz lehrt reden.“
– Jean Paul
Das ist nicht wahr, lieber Jean.
Es ist haargenau umgekehrt und
von jedem Menschen nachprüfbar:
Gerade der – ach, so vernünftige – Verstand ist es, der unentwegt am plappern ist. Man kann das ganz leicht mittels einer Eieruhr testen, indem man nachprüft, ob man es hinbekommt, den Verstand auch nur für 2 Minuten zum Schweigen zu bringen. Viel Erfolg!
Es ist das Herz, das uns,
weil wir in Liebe sind,
zum Schweigen bringt.
Und wenn wir dann über die Liebe reden, und sei das noch so poetisch, hat der Verstand bereits wieder übernommen.
Liebe ist wortlos.
Wer Abstand will,
fängt an zu reden.
„Wahrheit“ auf der einen und „Meinung verteidigen“ auf der anderen Seite passen zwar nicht wirklich zusammen, aber
der Sinn deiner Forderung basiert auf einer weisen Einsicht, die konstruktive Kommunikation betreffend.
Das Verstehen geschieht in unglaublicher Geschwindigkeit, sobald wir bereit sind, uns in die Denk- und Argumentationsweise des jeweils
anderen zu versetzen. Und das kann spielend leicht geschehen.
Die Neue
Schule wird ganz selbstverständlich und nahezu täglich spontan das Rollenspiel für den Erkenntnisgewinn
nutzen. Der Zeitaufwand dafür ist vernachlässigbar kurz.
In den späteren Jahrgängen kann noch die Methode des „Aufstellens“ nach Bert Hellinger dazukommen.
Grundsätzlich sind wir ad hoc in der Lage,
verschiedene Perspektiven einzunehmen.
Je öfter wir uns einen Perspektivwechsel gestatten, desto verständiger werden wir, desto leichter können sich die Räume von Intelligenz und Weisheit öffnen. Desto mehr erfahren wir auch über uns
selbst.
Gegenseitiges Wohlwollen ist…
ein bereichernder Nebeneffekt.
Denn das, was wir verstehen, beunruhigt uns nicht und gegen den, den wir verstehen, entwickeln wir weder Angst, noch Aggression.
Wir sollten so früh wie möglich damit beginnen, die Kinder in die Lage zu versetzen, die ihnen immanente Möglichkeit zu nutzen, in kürzester Zeit die unterschiedlichsten Blickwinkel auf die selbe
Sache einzunehmen.
Mannes-Stärke
„Wahrhaftigkeit ist weniger ein Zweig als eine Blüte der sittlichen Mann-Stärke.“
– Jean Paul
„Zweig“ und „Blüte“ sind vielleicht nette poetische Accessoires, die hier aber bloß Verwirrung stiften.
Wahrhaftigkeit ist ein Indiz, Rückgrat zu haben, Indiz dafür, den aufrechten Gang zu bevorzugen. Wahrhaftigkeit ist ein Hinweis auf das Geistige-Reife-Feld des Erwachsenen (4).
Ein Mann meidet die Unwahrheit – sonst ist er noch keiner.
Intelligentes Hören
Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder. Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird, und gleichzeitig ihren eigenen Reaktionen lauschen.
― Jean Paul
Jean Paul geht hier in die Rolle des Lehrers und weist uns auf die intelligente Form des Zuhörens hin: Der Hörende begibt sich entspannt in seine Mitte und sensibilisiert auf diese Weise seine empfindlichen Antennen der Wahrnehmung.
Zu sagen, das Lauschen ginge in zwei Richtungen, ist insofern nicht ganz richtig, als es sich hierbei nicht wirklich um ein „Gegenüber“ handelt (das Ego ist dabei außen vor), sondern eher um eine meditative Einheit. Das entspannt aufmerksame Zuhören gilt so nicht nur dem jeweils Anderen, sondern auch dem, was ich selber sage.
Diese Art des Zuhörens bietet
uns die Öffnung zur Intuition.
Zitate des Jean Paul
„Alle Weiber, sogar die ohne Geist, sind über Dinge, die sie näher angehen, die feinsten Zeichendeuterinnen und prophetischen Hellseherinnen.“
Das ganze Jahrhundert ist ein Wettrennen nach großen
Zielen mit kleinen Menschen!
„Das Gefühl findet, der Scharfsinn weiß die Gründe.“
„Das System, das ein großer Mann erfunden hat, können kleine verteidigen.“
„Denn die Fehler der Mädchen kommen wie Schokolade und Tabak dem Gaumen anfangs desto toller vor, je besser sie ihm nachher schmecken.“
„Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.“
Die schlimmsten Fehler macht man in der Absicht, einen Fehler gutzumachen.
„Die Zeit ist die Larve der Ewigkeit.“
"Es wird eine Zeit kommen, da es licht werden wird,
da der Mensch erwachen wird aus seinen hehren
Träumen und seine Träume noch vorfinden;
denn vergangen ist nichts als sein Schlaf."
„Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden. Man muß sie auch gehen lassen.“
Nicht das Zeitliche, das Ewige bestimmt die Würde des Menschen.
„Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den
größten Gedanken. Unser Herz aber oder unsere
Seele oder der Kern unserer Persönlichkeit ist ein
Funke aus dem Lebenslichtmeer Gottes.”
„Verachte das Leben, um es zu genießen.“
„Wir sind viel zu höflich, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben. Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.“
– Jean Paul