Franz Kafka

 

 

 

 

 

Liebe ist...

z

  

"Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße."

...sagt Franz Kafka 

 

Die Liebe mit einem Auto oder Linienbus zu vergleichen, ist ziem-lich verwegen, lieber Franz. Möglicherweise hattest du einen „Liebesunfall“ und bist gerade ein wenig gebeutelt? 😉

 

Das hier ist keine Frage der Poesie oder der Technik, sondern eine des Verstehens des Phänomens Liebe.

 

Fahrzeuge sind von Menschen geschaffene Maschinen, die zu unserem Wohl oder Wehe beitragen, aber – sie sind immer kleiner als wir. Die Maschinen können wir kreieren, warten, reparieren, programmieren und lenken. Auf ihr strukturelles Umfeld haben wir auch noch unseren Einfluß, aber...

 

Die Liebe haben wir nicht in der Hand.

Denn sie ist kein Objekt – wie eine Maschine.

 

Franz Kafka: „Die Liebe ist ... unproblematisch“

 

Das ist wahr. Aber sobald wir anfangen, Erwartungen zu kreieren, kriegen wir Beulen. Die Liebe erleben wir so lange als „unproblematisch“, wie wir widerstandslos mit ihr fließen können. Mit ihr kann man nun mal nicht kämpfen und sie läßt sich auch nicht einfangen!

 

Die Liebe ist größer als wir.

 

Im Umgang mit ihr bezeugen wir den gegenwärtigen Stand unserer Reife.

 

Franz Kafka: "Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße."

 

Die Liebe ist vollkommen unfähig in Bezug auf Problematik, denn.. 

 

Die Liebe...

kennt kein Problem.

 

Mit unserem Verstand ist es genau umgekehrt: Er generiert uns die „Probleme“, aber...

 

Der Verstand...

kennt keine Liebe.

 

Ja, die Liebe ist unproblematisch, nicht aber der Verstand.  

 

Einwand: "Liebe einerseits "widerstandslos" fließen lassen und andererseits als "Phänomen verstehen" wollen. Das ist blanker Unsinn."

 

Das kann man so sagen. Dem Phänomen „Liebe“ kann man sprachlich nicht gerecht werden. Allein die deutsche Sprache ist zu arm dafür. Es ist eher der Versuch von Annäherung und der Versuch von Verständigung.

 

Meine Formulierung: "Im Umgang mit ihr (der Liebe) bezeugen wir den gegenwärtigen Stand unserer Reife" ist in diesem Sinne ebenfalls etwas schräg, denn: Wir können mit der Liebe nicht „umgehen“. Im Gegenteil: Sie geht mit uns um!

 

Aber mit ein wenig Eigenerfahrung und Selbstbeobachtung wird man schon verstehen können. Denn sie ist schließlich keine uns fremde Sprache und auch kein kompliziertes Gedankenkonstrukt:

 

Liebe ist uns allen wohl vertraut.

 

Wir müssen bloß zwischen Ego-Anteilen und Liebe unterscheiden lernen. Dazu brauchen wir einen klaren Blick und... ein wenig Mut.

 

Und wenn irgendwann doch mal die Idee von Problem aufkommen sollte:

 

Es ist der Verstand, 

niemals... die Liebe. 

 

Einwand: "Der bedingungslos Liebende liebt universell."

 

Wie, bitte, kannst du „universell lieben“? Wie machst du das? So etwas kommt dabei heraus, wenn wir Phänomene, die mit dem Intellekt nicht zu ergründen sind, dennoch mit ihm zu ergründen suchen.

 

Sich der Liebe anzuvertrauen, genügt. 

 

Wir lernen das Schwimmen nicht, indem wir das Wasser analysieren. Es geht schneller, wenn wir einfach rein springen und merken, daß wir von ihm... getragen werden.

 

Einwand: "Das Leiden als Leiden zu erkennen und zu überwinden ist der Kern buddhistischen Lehre."

 

Solange jemand versucht, "Leiden zu überwinden", bleibt er im Leiden stecken, denn...

 

Leiden = ist das andauernde („unangenehme“) Gefühl, das aus der Nichtakzeptanz einer Situation oder einer Empfindung her-rührt.

 

Das Ende des Leidens geschieht nicht durch Ablehnung, sondern durch entspannte Annahme all dessen, was nicht zu ändern ist.

 

Einwand: "Ein Aspekt buddhistischer Leidensanalyse ist die Anhaftung.

 

Anhaftung klingt zwar deutsch, ist aber wohl eher ein Fremdwort.

 

Übersetzt heißt es, alles (aber wirklich alles !) nicht so ernst und „persönlich“ zu nehmen: 

  • Jemand sagt zu dir „ich liebe dich“ und du freust dich (vielleicht) in diesem einen kleinen Moment und läßt es dann sofort wieder los... so als wäre nichts dergleichen geschehen. Das ist Nicht-Anhaftung.

  • Jemand beleidigt dich und du hörst den Klang der Worte und vergißt ihn wieder. Nichts ist geschehen. Das ist Nicht-Anhaftung.

  • Du hast plötzlich viel Geld und es bedeutet dir nichts. Oder du hast so gut wie kein Geld und... es bedeutet dir nichts.

  

Das alles ist...

Nicht-Anhaftung.

 

Rainer Maria Rilke - Herbstliche Alleen (Auszug):

 

Man weint sich nicht in ein Leid hinein

Und lacht sich nicht in ein Seligschein

Und wärmt sich an keiner Verwandtschaft.

Und was du schaust

Und erbaust

Liebst und verstehst:

Ist alles Landschaft,

Durch die du gehst.

 

...an keiner "Landschaft" hängen, wie an einer "Heimat". Auch das ist... Nicht-Anhaftung. 

 

Einwand: "Erich Fromm, der in der "Kunst des Liebens" gerade den "Fall in die Liebe" als Ausdruck einer passivistischen Kultur des Konsums kritisiert, dem er sein Verständnis von Liebe als einer Aktivität entgegenstellt."

 

Ja, Liebe ist kein Konsum.

 

Der Rausch des verliebt-seins (to fall in love = "in die Liebe fallen") beschert uns vorübergehend angenehme Gefühle, das hat aber (direkt) nichts mit Liebe zu tun. Der Sex ebenso wenig.

 

Nein, Liebe ist keine Aktivität. 

Und nochmals nein: Lieben ist keine Kunst.

 

Einwand: "Die Stille ist für Rilke ein Ort der Sehnsucht." 

 

Die Stille ist kein Ort der Sehnsucht.

Stille ist weder Ort, noch Sehnsucht.

 

Örtlichkeit und kognitive Bewegungen, welche die Illusion von Sehnsucht generieren, sind außen vor: Wo die Sehnsucht lärmtist keine Stille.

 

Die Poesie-Alben von Rainer Maria und seinen Kollegen sind ja ganz nett, aber auch hinderlich, weil sie den Leser einladen, sich via Verstand in die Gespinste der Poeten zu verstricken, anstatt selber Ausschau (bzw. Innenschau) zu halten – nicht nach einer Mandel, irgendeinem Fruchtfleisch oder Gestrahle, sondern quasi kopflos – nach der „eigenen Mitte“. Durch diese poetischen Gebilde wird ein Gautama in irgend einer „Glorie“ intellektuell bedeutsam, anstatt die für jeden wesentliche, aber ganz unspektakuläre... eigene Stille.

 

Einwand: "Was diese "Mitte" im buddhistischen Verständnis sein kann, darüber hättest du dir Gedanken machen sollen."

 

Die „Mitte“ und „sich Gedanken machen“ schließen sich aus. Das ist ja das Mißverständnis:

 

Die Mitte kann nur...

kopflos betreten werden.

 

In der Mitte gibt es kein Denken und keine Erinnerung. Der Verstand, der Intellekt, die Logik sind weit weg, sie sind... Peripherie.

 

Genau das macht dem vermeintlichen „Denker“ so viel Angst. Und deshalb begeben sich auch nicht sehr viele Menschen auf den Weg nach Innen, denn... Hier sind wir völlig haltlos. Kein Konzept, keine Struktur. Nichts, woran wir uns festhalten können.

 

Einwand: Die "Schröder-Manier."

 

Nichts ist („BASTA!“) so, weil jemand sagt, daß es so oder so ist, sondern weil es so ist, wie es ist. Um aber herausfinden zu können, was ist, muß jeder selber... haargenau hinsehen, beobachten, ermitteln. Als Praktiker kannst du deine Mitte über kurz oder lang entdecken..., als Theoretiker niemals.

 

Der Intellekt und seine Literatur-Vergleiche können hier nicht helfen, sie sind außen vor. Hier nutzt uns auch kein „buddhistisches Verständnis“ oder irgend ein anderes. Hier hilft, wie beim Radfahren oder Schwimmen, nur die eigene Erfahrung. Auch wenn „Mitte“ und „Stille“ nur Metaphern sind, sind sie aber kein Verstandes-Konstrukt (Idee), sondern stehen sprach-bildlich für die Realität.

 

Über Mitte und Stille kann man nicht referieren, erst recht nicht diskutieren, aber es können Einladungen ausgegeben werden.

 

Meditationen zum Beispiel...

sind Formen solcherart Einladung.

 

Einwand: "...dass man dich wirklich überlesen sollte."

 

Auch hier gilt: Einfach ausprobieren.

 

Einwand: "Wenn Leiden schwerelos wird, dann hat sich doch was verändert."

 

Das ist Quatsch – oder Science-Fiction. 😊 So etwas kommt dabei heraus, wenn nicht ein Praktiker (Radfahrer) über die Kunst des Radfahrens referiert, sondern ein Theoretiker.

 

Wenn du eine Situation als Leiden empfindest, dann ist dort für dich eine gewisse Schwere. Da ist nichts mit „schwerelos“ und da nutzt dir auch keine „buddhistische Sichtweise“. Das hängt mit dem Verstand zusammen und damit, wie wir ihn – jeder für sich – unbewußt konditioniert haben: Er erst... generiert das „Leiden“.

 

Du hast z.B. einen körperlichen Schmerz oder du bist in einer bestimmten Situation, die Gefühle auslöst: Der Verstand bewertet und sortiert nun die Empfindungen in „angenehm“ oder „unangenehm“. Gleichzeitig lehnt er die unangenehmen Empfindungen ab.

 

Es ist die Ablehnung dessen was ist, welche „Leiden“ verursacht.

 

Leiden = ist die andauernde Ablehnung einer Empfindung.

 

Der Schmerz ist real, das Leiden

ist eingebildet, hat keine Realität.

 

Jemand, der es gewohnt ist, mit seiner Mitte „in Kontakt“ zu sein, kennt diese Unterscheidung: Er fühlt den Schmerz wie jeder andere auch und beobachtet ihn, verstrickt sich aber nicht ins Leiden.

 

Auch hierbei – eine gewisse Distanz zum unentwegt bewertenden Verstand zu schaffen – kann Meditation hilfreich sein.

 

Einwand: "In Fragen der "Mitte" hat der Denker "kein Konzept und keine Struktur."

 

Das ist richtig. So ist es. Nur, daß es dabei nicht um „Fragen“ geht. Denn in der Mitte gibt´s keine Frage und auch keinen Denker. Die Mitte ist fraglos und gedankenleer. Bist du in der Mitte, bist du nicht bei Verstand. Vice versa: Solange Denken stattfindet, ist noch „Abstand“ zur Mitte. 

 

Das Meditieren lernt man – wie das Radfahren – durch „Tun“, nicht durch Denken. Nur sehr Mutige können sich auf die Mitte einlassen, denn das Denken ist hier bloß störend.

 

Einwand: "Ist dieser Vorwurf denn nicht unsinnig, wenn sich deine berüchtigte "Mitte" jeglicher Gedankenwelt entzieht?"

 

Welcher Vorwurf?

 

Besitzanzeigende Fürwörter sind in Bezug auf die Mitte unpassend. Spätestens hier sind Eigentums-Ansprüche fehl am Platz. Denn das, was für „meine“ Mitte gilt, unterscheidet sich nicht von „deiner“.

 

Ja, die Mitte „entzieht sich jeglicher Gedankenwelt“. Probier´s einfach aus. Die Mitte ist weder berühmt, noch berüchtigt, allenfalls unerkannt. Ohne sie könnte unser Verstand (in der Peripherie) nicht funktionieren.

 

Einwand: "Ja, und "Einladungen" zur Mittenfindung werden nicht sprachlich kommuniziert, sondern fallen vom Himmel. Oder?"

 

Ja, so ist es. Die wesentlichen Dinge stehen als Einladung bereit oder fallen uns zu. Weder Tun, noch Denken, noch Mühe, noch Sprache... sind dazu erforderlich. Etwas Dankbarkeit... genügt.

 

Sprache wird bei uns überbewertet. Sie fungiert nicht nur als das, was sie ist, sondern hat sich verselbständigt.

 

Sprache = ist eine Hilfs-Applikation zur flüssigen Verständigung – falls der Blickkontakt nicht ausreicht und wenn kompliziertere Sachverhalte kommuniziert werden sollen.

 

Je reifer die Gruppe,

desto weniger wird geplappert. 

 

Einwand: "Worte für das angeblich "Unsagbare", für Phänomene wie Glück, Mitte, Liebe, Wahrheit, Freiheit etc. zu finden, heißt eben nicht "kopflos" zu sein. Sprach-und Kommunikationszentren sind im Kopf angesiedelt -jedenfalls bei mir."

 

Du sollst deinen Kopf behalten und auch das Denken will dir keiner nehmen. 🙂 Und ja, du kannst Worte finden für Phänomene wie Glück, Mitte, Liebe, Wahrheit, aber die Phänomene selbst... lassen sich weder erdenken noch lassen sie sich durch den Willen manifestieren: 

  • Du kannst endlos über die Mitte reden, erfahrbar wird sie nur in Momenten der Abwesenheit von Sprache.

  • Du kannst endlos über Liebe nachdenken, erfahrbar wird sie nur in Momenten der Abwesenheit von Denken.

  • Du kannst endlos glücklich sein wollen, erfahrbar wird Glück nur in Momenten der Abwesenheit von Wollen.

  • Du kannst über die Wahrheit ganze Bücher schreiben, erkennen kannst du sie nur in Momenten der Abwesenheit des Ego´s.

  

 

 

 

Logik & Leben

z

 

„Die Logik ist unerschütterlich, aber einem Menschen, der leben will, widersteht sie nicht.“ (Der Prozess)

– Franz Kafka

 

Das Leben ist größer als die Logik. Die Logik ist nur ein nützliches Verstandeskonstrukt. Wenn wir das wissen, haben wir kein Problem. Wenn wir aber glauben, mit ihr das Leben überziehen zu können, sind wir auf dem Holzweg, dann ist uns die Intelligenz abhanden gekommen.

 

 

 

 

Das Buch

z

  

„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“ (An Oskar Pollak, 27. Januar 1904) 

– Franz Kafka

Es ist nicht die Axt, lieber Franz, die befreit...,

es ist die Wahrheit, die das Eis schmelzen läßt.

 

Aber so lange wir nicht bereit sind, radikal wahr zu sein, nützen uns auch keine Bibliotheken.

 

Wir könnten „das weiseste Buch der Welt“ lesen..., so lange wir es nicht im Wahrheitsmodus lesen, wird es uns nichts nützen.

 

Umgekehrt... Demjenigen, der bereit ist für die Wahrheit, werden sich unweigerlich die Tore der Weisheit von ganz allein und sehr weit öffnen, ohne daß er auch nur ein einziges Buch lesen müßte.

 

Die

Axt eignet sich

bestens für´s Holzhacken! 

Und das Buch..., zum Feuer machen.

 

 

 

 

 

Im Kampf

zwischen dir und der Welt

sekundiere der Welt.

 

– Franz Kafka 

 

 

 

  

 

 

Hindernis

z

 

"Verbringe nicht die Zeit mit dem Suchen des Hindernisses, vielleicht ist keines da.“ (Tagebucheintrag vom 16. September 1920)

Franz Kafka

 

Während der Suche nach Hindernissen entkomme

ich einen Moment lang... der Leichtigkeit des Seins.

 

"...vielleicht ist keines da", scherzt Franz Kafka.

 

Gut möglich. Zumindest kann es gar nicht so viele Hindernisse geben, wie wir in der Lage sind, uns vorzustellen. Interessant, wie schnell unsere Vorstellungskraft die Grätsche macht, wenn es darum geht, sich aktiv, sich positiv an Gestaltung zu beteiligen.

 

In Sachen „Hindernisse“ und „Probleme“ fährt unser Vorstellungsvermögen dagegen zu Höchstleistungen auf.

 

 

 

 

Zitate des Franz Kafka

 

 

„Auch ist das vielleicht nicht eigentlich Liebe, wenn ich sage, daß Du mir das Liebste bist; Liebe ist, daß Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle.“

 

„Das ist Literatur. Flucht vor der Wirklichkeit.“  (Gespräche mit Gustav Janouch)

 

Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen lässt, wovon sie ablenkt. 

.................................................................

 

Der Freund ist die Verbindung zwischen Vater und Sohn. Er ist ihre größte Gemeinsamkeit." (Tagebücher, 11.2.1913)

Franz Kafka

 

Aber zuvor muß der Sohn gereift sein: Vom Kind (2) zum rebellierenden Jugendlichen (3) und von diesem dann zum verständigen, zum erwachsen (4) gewordenen Mann.

.................................................................

 

"Der Mensch kann nicht leben ohne ein dauerndes Vertrauen zu etwas Unzerstörbarem in sich."

 

„Der Sinn des Lebens liegt darin, dass es aufhört.“

 

„Der Sinn für die Darstellung meines traumhaften innern Lebens hat alles andere ins Nebensächliche gerückt, und es ist in einer schrecklichen Weise verkümmert und hört nicht auf, zu verkümmern. Nichts anderes kann mich jemals zufriedenstellen. Nun ist aber meine Kraft für jene Darstellung ganz unberechenbar, vielleicht ist sie schon für immer verschwunden, vielleicht kommt sie doch noch einmal über mich, meine Lebensumstände sind ihr allerdings nicht günstig. So schwanke ich also, fliege unaufhörlich zur Spitze des Berges, kann mich aber kaum einen Augenblick oben erhalten. Andere schwanken auch, aber in untern Gegenden, mit stärkeren Kräften; drohen sie zu fallen, so fängt sie der Verwandte auf, der zu diesem Zweck neben ihnen geht. Ich aber schwanke dort oben, es ist leider kein Tod, aber die ewigen Qualen des Sterbens.“ (Tagebücher 1910-1923)

 

„Die Demut gibt jedem, auch dem einsam Verzweifelnden, das stärkste Verhältnis zum Mitmenschen, und zwar sofort, allerdings nur bei völliger und dauernder Demut.“ (Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg) 

 

„Die Eltern, die Dankbarkeit von ihren Kindern erwarten (es gibt sogar solche, die sie fordern), sind wie Wucherer, sie riskieren gern das Kapital, wenn sie nur genug Zinsen bekommen.“  (Tagebücher, 12.11.1914)

................................................................. 

 

„Die Jugend ist glücklich, weil sie die Fähigkeit besitzt, Schönheit zu sehen. Wenn diese Fähigkeit verlorengeht, beginnt trostloses Alter, Verfall, das Unglück." (laut Gustav Janouch) (Quelle)

– Franz Kafka

Nein, das ist es nicht.

 

Es ist die Schwingung der Glücksverheißung, die die Jugend wie auf Schwingen trägt. So weit sie das Glück hat, wird sie auch Schönheit sehen. 

 

Diese Art zu sehen ist aber

kein Vorrecht der Jugend!

.................................................................

 

„Die Logik ist zwar unerschütterlich, aber einem Menschen, der leben will, widersteht sie nicht.“

 

„Die Lüge wird zur Weltordnung gemacht.“ (Der Prozess)

 

„Die meisten Menschen sind gar nicht böse. Die Menschen werden schlecht und schuldig dadurch, dass sie sprechen und handeln, ohne die Wirkung ihrer eigenen Worte und Taten sich vorzustellen. Es sind Traumwandler, nicht Bösewichte.“ (Briefe mit Gustav Janouch)

 

„Du kannst jemanden, der die Augen verbunden hat, noch so sehr aufmuntern, durch das Tuch zu starren, er wird doch niemals etwas sehen; erst wenn man ihm das Tuch abnimmt, kann er sehen.“

 

„Ein erstes Zeichen beginnender Erkenntnis ist der Wunsch zu sterben. Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar. Man schämt sich nicht mehr, sterben zu wollen; man bittet, aus der alten Zelle, die man haßt, in eine neue gebracht zu werden, die man erst hassen lernen wird. Ein Rest von Glauben wirkt dabei mit, während des Transportes werde zufällig der Herr durch den Gang kommen, den Gefangenen ansehen und sagen: »Diesen sollt ihr nicht wieder einsperren. Er kommt zu mir.“ (Betrachtungen über Sünde...)

 

Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg.

Was wir Weg nennen, ist Zögern.

 

„Geschlafen, aufgewacht, geschlafen, aufgewacht, elendes Leben.“ (Tagebücher, 19.06.1910)

 

»Gibt es aber ein größeres Geheimnis als die Wahrheit? Dichtung ist immer nur eine Expedition nach der Wahrheit.«

»Was ist aber die Wahrheit?«

»Das sieht so aus, als hätten Sie mich gerade bei einer leeren Phrase ertappt. In Wirklichkeit ist dem nicht so. Die Wahrheit ist das, was jeder Mensch zum Leben braucht und doch von niemand bekommen oder erstehen kann. Jeder Mensch muß sie aus dem eigenen Innern immer wieder produzieren, sonst vergeht er. Leben ohne Wahrheit ist unmöglich. Die Wahrheit ist vielleicht das Leben selbst.«   (zu Gustav Janouch)

 

Gibt es eine Seelenwanderung, dann bin ich noch nicht auf der untersten Stufe. Mein Leben ist das Zögern vor der Geburt.

 

“Glaubst Du? Ich weiß nicht.”

 

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Das glaube ich.

 

"Ich habe seit jeher einen gewissen Verdacht gegen mich gehabt."

 

„Ich kann dich nicht verstehen lassen. Ich kann niemanden verstehen lassen, was in mir vorgeht. Ich kann es mir nicht einmal erklären.“

 

„Ich schreibe anders als ich rede,

ich rede anders als ich denke,

ich denke anders als ich denken soll

und so geht es weiter bis ins tiefste Dunkel.“

 

„Im Kampf zwischen dir und der Welt sekundiere der Welt.“

(Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg)

 

„In der Jugend ist man glücklich, weil man die Fähigkeit hat, das Schöne zu sehen. Wer diese Fähigkeit bewahrt, wird niemals alt."

 

„Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.“

 

„Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man.“ (Heimkehr)

 

 

„Juden und Deutsche haben vieles gemeinsam. Sie sind strebsam, tüchtig, fleißig und gründlich verhaßt bei den anderen. Juden und Deutsche sind Ausgestoßene.“

 

„Manches Buch ist wie ein Schlüssel zu unbekannten Räumen innerhalb des eigenen Schlosses.“

 

Man lügt nur so wenig wie möglich, 

indem man möglichst wenig lügt, 

und nicht, indem man möglichst  

wenig Gelegenheit dazu hat.  

 

"Möglich ist nur das, was geschieht."

 

„Nur wegen ihrer Dummheit können sie sich so sicher sein.

 

„Richtiges Auffassen einer Sache und Mißverstehn der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.“ (Der Prozess)

 

„Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen.“ (Betrachtungen über Sünde, Leid, Hoffnung und den wahren Weg)

.................................................................

 

„Was ich geleistet habe, ist nur ein Erfolg des Alleinseins.“ (Tagebücher, 13)

 

 

– Franz Kafka

 

Das Alleinsein ist nichts Besonderes. Jeder ist allein. Jederzeit.

 

Das Besondere ist bloß

die Bewußtwerdung 

des Alleinseins.

.................................................................

 

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.“

 

„Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.“  (Brief an Oskar Pollak, 8.11.1903)

– Franz Kafka