Intellekt
Intellektualität = ist nicht viel mehr, als Vor-Urteile und Halb-Wissen mit Ego-gesteuertem Habitus (Rhetorik) zu kommunizieren.
Sie hat keinen tatsächlichen Wert.
Intellekt ist,
wie eine Zigarre rauchen.
Er erfreut einen Moment lang,
ist aber ohne jede Bedeutung.
Bildung & Gebildet sein
Bildung = (im Sinne von „gebildet sein“) wird zumeist als ein Höchstmaß an Informations-Wissen, in Verbindung mit der Fähigkeit zur Einordnung und einem typischen Sprachduktus (Rhetorik), einem „elaborierten Code“, verstanden.
Gebildete Leute haben zumeist viele Bücher und
Nachschlagewerke unterm Arm – oder im Kopf.
Die Weisheit dagegen kommt ohne all dem aus.
Weise Worte... können im Prinzip von allen Menschen verstanden werden; die Gebildeten - oder Intellektuellen - tun sich damit am schwersten oder sind gänzlich überfordert.
Gebildete Leute werden meist von
nur wenigen anderen verstanden.
Es handelt sich um einen... sich als elitär verstehenden Club ohne Kontakt, ohne eine Beziehung zu „anderen“ - eben zu Ungebildeten.
Die Abgrenzung wird über eine „spezielle Sprache“ und ein (damit verbundenes?) eingeengtes Denken, sowie über die attraktive Idee von "Überlegenheit" vollzogen.
Weisheit hingegen kennt weder eine Überlegenheit, noch kennt sie eine Unterlegenheit.
Die hier skizzierte Form von Bildung oder Gebildet sein... steht in direktem Widerspruch zu dem Bildungs-Ideal des Wilhelm von Humboldt. Der versteht Bildung als...
„...die Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit führen“.
Wilhelm von Humboldt steht eher für „Bildung für alle“ und für geistige "Entfaltung für alle", denn für ein eingebildetes Elitentum
Entfaltung (Schul-Bildung)
Sinn fürs Wesentliche
„Die Intelligenz verdirbt den Sinn für das Wesentliche.“
...sagt Antoine de Saint-Exupéry
Nicht die Intelligenz, lieber Antoine, sondern der Intellekt lässt unseren Sinn für das Wesentliche verkümmern.
Der Intellekt verdeckt
die feineren Sinne der Wahrnehmung.
Wir lassen das zu, weil man uns lange genug beigebracht hatte, ein „guter Verstand“ sei das Höchste, was uns passieren kann und – wir haben´s geglaubt! Denn...
Wir können nicht hinterfragen, woran wir glauben.
Der Intellekt funktioniert, wie die Augenbinde beim
Spaziergang: Wir sehen nur, was wir glauben, zu sehen.
Eine Erkenntnis kann sich uns aber erst dann
auftun, wenn wir sowohl Augenbinde, als auch die Scheuklappen abgelegt haben und uns nun uneingeschränkt die Erlaubnis geben, ergebnisoffen (!) zu
forschen.
In einer intelligenteren Schulform als der uns bisher bekannten, werden die Sinne für das Wesentliche weit stärker gefördert werden, als der blinde Intellekt.
Verstandes-Geschwindigkeit
Der Maler hat hier einen Falter und eine Pflanze mit drei Blüten (davon eine in Knospe) aufs Papier gebracht.
Wer etwas anderes sieht, ist auf die Fähigkeiten seines Verstandes hereingefallen – ohne jede (!) intellektuelle Aktivität – in unglaublicher Geschwindigkeit... allem ein Gesicht zu geben.
Intellektuelle Fähigkeiten werden hierfür nicht gebraucht. Außerdem brauchen wir
fürs Denken viel zu viel Zeit. Zur Ansicht:
Ohnmacht des Intellekts
Der Intellekt nützt Ihnen bei der Liebe nicht viel.
— Alexander Kluge
Das Wörtchen „bei“ gibt uns den Hinweis, dass der Alexander hier wohl nicht wirklich die Liebe gemeint hat, sondern den Sex .
Der Sex ist aber nach wie vor dermaßen tabuisiert, dass selbst „Kluge“ Leute ihn maßlos überhöhen und fälschenderweise versuchen, diesen – ohne ihn beim Namen zu nennen – aus der bedürftigen Sphäre (2) in die höchsten Sphären "menschlichen Seins“ (7) empor zu heben.
Klugheit = ist nicht Weisheit (6).
Für Weisheit ist die Wahrhaftigkeit unabdingbare Voraussetzung!
Wahrhaftigkeit wiederum setzt Mut voraus. Sie ist nicht „nett“, sie nimmt auf nichts und Niemanden Rücksicht, selbstverständlich auch auf keine – die Form wahrende – Etikette.
In der Liebe sind der Intellekt, der Verstand und dessen Logik, außen vor. Die Liebe lässt, anders als der Sex, keinen Kompromiss zu.
Der Sex lässt beides zu, sowohl, dass man den Intellekt vor der Tür lässt, als auch, dass Mann den Verstand mit einbringt.
Bezüglich Liebe gibt es nur „entweder/oder“: Entweder Liebe – oder Verstand.
„Nützt nicht viel“ trifft es nicht: Der Intellekt ist
komplett draußen.
Das ist ein Grund, warum der Intellektuelle nicht schweigen kann. Im Schweigen ist er tot, nicht mehr existent: Keine Erinnerung. Kein Denken. Nichts. Er muss reden, um zu sein, glaubt er doch: „Nur wenn ich denke, bin ich.“ Die gute Nachricht: Das betrifft nicht den Geist in ihm, denn... Intellektualität ist bloß Oberfläche.
Weisheit ist eine Frucht des Schweigens, nicht eine des Intellekts.
Wir alle kennen auch die Stille. Der Intellektuelle meidet sie nur – wie der Teufel das Weihwasser. Denn: Im Schweigen weiß man nicht.
Über den gut kontrollierten Intellekt gewinnst du Ansehen. Über die Weisheit hauptsächlich... verwunderte Gesichter. Schon deshalb hat der Intellektuelle mit Weisheit nicht viel am Hut. Ihm genügt der (An-)Schein.
So geht der Satz des Beckett noch über den bekannten Satz des Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, hinaus.
Denn im Schweigen
weiß man nichtmal,
daß man nicht weiß.
Wer mit dem Schweigen vertraut ist, weiß das.
Rhetorik
"Rhetorik ist der Feind der Philosophie."
...sagt Harry G. Frankfurt
Ja. Und warum ist das so? Weil die Philosophie – im Eigentlichen und auch wörtlich übersetzt – Liebe zur Weisheit bedeutet.
Die Rhetorik
aber ist vorrangig mit der Ausdrucksform beschäftigt.
Rhetorik und Weisheit schließen sich aus.
Die Galionsfigur der Weisheit ist die Wahrheit.
Und: Weisheit ohne Wahrheit... gibt es gar nicht.
Für die wirkliche Philosophie
ist die Rhetorik, ist die Attitüde, sind die
Darstellungsformen von untergeordneter Bedeutung.
Andernfalls... handelt es sich nicht um Philosophie; höchstens um Belletristik.
Der Intellektuelle
"Intellektueller: Ein Mensch, dessen Geist sich selbst beobachtet."
– Albert Camus
Das ist kein Intellektueller,
das ist ein Selbsterforscher.
Ein Intellektueller spielt sich selbst und anderen etwas vor. Seine Spielmittel sind vorwiegend Gedächtnis und Rhetorik.
Der Selbsterforscher ist
ein Mann der Wahrheit.
Ein Intellektueller, der damit beginnt, seinen Geist, sein Denken zu beobachten, wandelt sich vom Blender zum Sucher. Er wird allmählich unterscheiden lernen, zwischen dem, was er wirklich weiß und seinem Bedürfnis nach Reputation.
Der Intellektuelle kann sich weder die
Weisheit..., noch die Wahrheit leisten.
Der Selbsterforscher ist ein Wissenschaftler in eigener Sache. Er wiederum... kann sich keine Unwahrheiten leisten.
Sprache & Arroganz
"Die meisten Menschen denken nur
alle zehn Jahre
einen neuen Gedanken."
...spottet Peter Sloterdijk
Ein paar Fragen:
-
Welcher Gedanke (ganz konkret) ist für dich „neu“?
-
Beruhen die „zehn Jahre“ auf Eigenbeobachtung?
-
Zählst du dich zu den „meisten Menschen“, oder zum Rest?
-
Siehst du dich als aktiven Denker, d.h. „du denkst“ (cogito), oder als passiven: Der Gedanke kommt zu dir, er erreicht dich, von wo auch immer?
-
Sind die Gedanken, die dir kommen, „deine“ Gedanken?
Diese Fragen kann sich - außer dem Peter - natürlich auch jeder andere der hier Lesenden. 😉 Es ist nur eine Frage der genauen, heißt vorurteilsfreien Beobachtung des eigenen Denkens.
PS: Wer die vorstehenden Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, hat nach Peter Sloterdijk, die nächsten 50 Jahre frei.