Habe die Eier !

 

Vergil, Horaz, Varius, Maeceas, Nirmalo
Quelle: Wikipedia (Vergil, Horaz, Varius, Maeceas)

 

 

Dimidium facti,

qui coepit, habet:

sapere aude, incipe!

 

~  Horaz ~

Zu deutsch:

 

Einmal begonnen,

hast du bereits die halbe Strecke.

Habe die Eier, weise zu sein ― jetzt sofort!

 

...fordert Horaz - kategorisch !

  

 

 

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Klugheit

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"Klugheit ist nur Erfahrung, die alle Menschen, die sich gleich lang mit den gleichen Dingen beschäftigen, gleichermaßen erwerben. Was diese Gleichheit vielleicht unglaubwürdig erscheinen lässt, ist nur eine selbstgefällige Eingenommenheit von der eigenen Weisheit, von der fast alle Menschen annehmen, sie besäßen sie in einem höheren Maße als das gewöhnliche Volk."

– Thomas Hobbes

  

Die Weisheit ist  anders als materielle Dinge  nicht verknappbar. Sie ist eher "kommunistisch veranlagt", also jederzeit und für jeden Menschen kostenlos erreichbar. Es liegt bei jedem Einzelnen von uns, es steht uns völlig frei, ob wir uns in sie einstimmen oder nicht.

 

Ich will aber noch auf den Unterschied zwischen Klugheit und Weisheit hinweisen:

 

Wir nennen jemanden "klug", der die uns allen gleichermaßen umgebende Intelligenz zielgerichtet, also klug zu nutzen weiß, um eine Atom-Kern-Spaltung durchzuführen. So jemanden... ehren wir obendrein mit einem Preis.

 

Aber ist diese aggressive Handlungsweise auch weise?

 

Atomos = Das Unteilbare

 

Ist es denn weise, einen auf eine Million Jahre bedrohlichen Müll zu hinterlassen, obwohl wir für diesen nicht einmal einen dorthin postierten Hausmeister bezahlen können? 

 

Es mag klug sein, ein paar Grenzen zu überschreiten, 

weise ist es, Grenzen als solche erkennen zu können.

 

Klugheit ist eine vergleichbar

niedrige Ebene der Intelligenz. 

 

Schon die Verantwortung steht, an den Graden der Geistigen Reife gemessen..., weit über der Klugheit. 

 

Ein kluger Mensch ist selten weise und ein weiser Mensch ist nicht unbedingt auch ein kluger. Kluge Menschen werden einen weisen... wohl eher "dumm" nennen. 

 

Thomas Hobbes: "...eine selbstgefällige Eingenommenheit von der eigenen Weisheit"

 

Eine "selbstgefällige Eingenommenheit" und Weisheit schließen sich aus. Ja, die Klugheit verträgt sich mit dem Ego, aber nicht die Weisheit.

 

Und schließlich: Es gibt keine "eigene Weisheit". Die gibt es genau so wenig, wie es eine "eigene Liebe" gibt. In beide können wir uns einstimmen, doch niemals können wir über sie verfügen. 

 

Weisheit & Liebe sind 

niemandes Eigentum. 

 

 

 

 

Die Dummen

 

 

"Die Dummen sind immer so sicher und die Gescheiten voller Zweifel."

― Bertrand Russell

 

Dumme zu sehen ist vielleicht klug (2), aber nicht weise (6). 

 

 Ebenen der Reife

   

 

 

 

Dummköpfe

 

 

Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.“

 

– Jean Paul Sartre

 

Das klingt zwar recht fetzig, nur tust du dem Vertrauen Unrecht:

 

Vertrauen läßt sich nicht verdienen.

 

Das Vertrauen ist frei: Es ist einfach da – oder aber nicht. Ebenso wenig kann man Vertrauen einklagen oder auch nur einfordern. Unworte in diesem Zusammenhang sind: „Hab Vertrauen!“ oder „Vertrau mir!

 

Gehorsam funktioniert über den Imperativ, aber

Vertrauen geht ausschließlich über Freiwilligkeit.

 

Wir können Vertrauen nicht handhaben.

Vertrauen entzieht sich unserem Wollen.

 

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Ein weiterer Aspekt: Wenn sich die Masse (auch Massenmedien) gegen etwas oder jemanden ausrichtet, das könnte ein Indiz sein, dem man etwas mehr Beachtung schenken könnte.

 

Es ist eine Frage der Intelligenz, ob man auf der Welle der veröffentlichten Meinung mit schwimmt, oder ob man sich auch dann einen eigenen (!) klaren Blick erlaubt, wenn sich die eigene Wahrnehmung von der der Masse grundlegend unterscheidet.

 

  Intelligenz

  

 

 

 

Klugheit sieht nur die Regenwolken kommen,

Weisheit sieht stets auch die Sonne dahinter.

 

Muktananda13

 

 

 

 

 

  

Unter den Scheffel ? 

 

 

"Die größte Klugheit einer klugen Frau besteht darin, ihre Klugheit nicht zu zeigen."

 

...sagt Virginia Woolf 

 

Es gibt einen feinen Unterschied zwischen der Klugheit und Intelligenz der Weisheit.

 

Edward Teller und seine Kollegen waren sehr klug. Beweis: Sie konnten die Entdeckung der Wirkung von Kernspaltung wirkungsvoll demonstrieren.

 

Die höhere... 

Schwingung von Intelligenz 

hätte sie jedoch von ihrem Tun abgehalten.

 

Ob Mann oder Frau - das Geschlecht spielt hier keine Rolle.

 

Die Klugheit

hat praktische Bedeutung,

ist aber von untergeordneter Wichtigkeit.

 

Die Weisheit hingegen sollte weder von den Frauen, noch von den Männern unter den Scheffel gestellt werden!

 

 

 

 

Klugheit & Dummheit

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Der Kluge gibt so lange nach, bis er der Dumme ist.“

– Walter Kempowski

 

Das klingt ein bißchen so, als wolltest du sagen: „Ich bin doch nicht blöd!“ Du beziehst dich auf den Spruch: „Der Klügere gibt nach.“? Nun, eigentlich müßte der heißen: „Der Weisere gibt nach.“ Denn...

 

Die Weisheit hat nur ein sehr fragiles, dünnes Ego.

 

Anders der kluge, für seine Interessen kämpfende Mensch: Dieser hat seine physische Kraft, gepaart mit einem starken Willen !

 

Die Stärke der Weisheit ist eine andere; keine physische und auch keine des Willens: Weisheit nutzt höhere Formen der Intelligenz.

 

Im Gegenteil zum klugen Menschen nimmt der weise sein Ego zurück, läßt es in die zweite oder dritte Reihe treten. Anders ist Weisheit gar nicht möglich.

 

Klugheit (2) und Weisheit (6) sind also nicht verwandt.

 

Walter, du beschäftigst dich im Ausgangs-Zitat mit den Begriffen Klugheit & Dummheit. Dieses Pärchen rangiert – anders als die Weisheit – auf den unteren Stufen der Geistigen Reife.

 

Klugheit = ist ein nur sehr kleiner - ego-ambitionierter - Teil der uns zur Verfügung stehenden Intelligenz. Sie bezeichnet ein Konglomerat an Fähigkeiten, die Umstände so zu organisieren, zu verändern oder zu nutzen, daß das Optimum eines Zieles erreicht wird.

 

Mit der Klugheit verwandte Begriffe sind... Cleverness, Gewitztheit, Schläue, Verschlagenheit, List, Tücke, Nachahmung, Gerissenheit, Raffinesse, Täuschung, Taktik, Strategie und die Fähigkeit, schnellstens den eigenen Vorteil ausmachen und auf geschickte Weise durchsetzen zu können.

 

Nachgeben“ gehört nicht dazu. 😉

 Formen der Intelligenz

 

  

 

 

Erkenne die Dummheit ! 

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  Wisse, daß du nichts weißt.

 Erkenne die Dummheit in dir!

 

Sokrates –

 

Bei aller Wertschätzung, Sokrates, aber der Imperativ macht an dieser Stelle wenig bis gar keinen Sinn, denn wenn ich mich im Dunstkreis der Dummheit befinde, kann ich nicht aus ihm heraus. Ich kann nicht auf Kommando klug sein oder werden. Auch kann ich nicht allein auf Zuruf...  e r k e n n e n .

 

Solange ich glaube, zu wissen, bin ich nicht fähig

zu erkennen, daß ich in Wirklichkeit nichts weiß.

 

Eine Erkenntnis braucht wenigstens einen ganz kurzen Moment der Reife, um geschehen zu können. Erst dann, in einem Augen-blick von Weisheit, können wir die Dummheit (als solche) erkennen und sofort wissen, daß wir nichts wissen.

 

Sokrates: „Wisse, daß du nichts weißt.“

 

Hier geht es nicht um Logik, sondern um Wahrheit. Via Logik ist der Satz des Sokrates nicht zu verstehen, sondern nur unmittelbar. Als spontane Einsicht. Die beiden Begriffe von wissen scheinen zwar die selben zu sein, sind es aber nicht... in ihrer Bedeutung:

 

Das „...nichts weißt.“ meint das Bücher-Wissen, das Informations-Wissen, das Erinnerungs-Wissen, das Schul-Wissen, meint die Art von Wissen, mit dem die Logik etwas anfangen kann.

Es gehört zur Horizontalen.

 

Das „Wisse,...“ meint dagegen ein Wissen, das nichts mit irgend einem Text oder einer mentalen Konstruktion zu tun hat. Hier ist das unmittelbare Wissen gemeint, die Einsicht. Ein Wissen, welches größer ist als die Logik und deshalb von ihr nicht begriffen/verstanden werden kann.

Es gehört zur Vertikalen.

 

Logik... funktioniert nur auf der Horizontalen – von der Vertikalen weiß sie nichts.

 

Einwand: "Das "Nichts" meint wohl metaphorisch ein Verhältnis zu einer fiktiven Allwissenheit."

 

Nein, hier ist nichts „metaphorisch“ (außer, daß Sprache als solche, Metaphorik ist). 🙂 Der Satz meint ganz einfach, daß du nichts weißt – ganz egal, wie viel du zu wissen glaubst.

 

Denken wird dazu nicht gebraucht. Denken braucht seine Zeit.

Hier geht es um Einsicht. Erkenntnisse benötigen keine Zeit.

 

Einwand: "Karl Popper..."

 

Ein Karl Popper kann hier nicht helfen. Außerdem glaube ich nicht, daß der Karl einen Sokrates hätte begreifen können: Dazu war Herr Popper viel zu sehr in logischen Konstrukten verstrickt.

 

Einwand: "Eine wortwörtliche Interpretation dieser Aussage wäre..."

 

Sprache = ist Verständigungsmittel. Ein Konstrukt für möglichst einfaches Kommunizieren von Botschaften.

 

Nicht immer geht es bei ihr um wortwörtliches Verstehen. Gelegentlich geht es darum, den Sinn oder den Geist des Gesprochenen zu verstehen.

 

Vieles – zum Beispiel alles, was über den Verstand geht – kann nur angedeutet werden. Dann bestimmt der augenblickliche Reifegrad des Rezipienten die Möglichkeit, zu verstehen. In diesem Fall hilft uns keine Interpretation, keine Analyse und kein Nachschlagen. Entweder es wird sofort verstanden, oder es kann derzeit  n i c h t  verstanden werden.

 

Denk nach! ...ist eine Aufforderung an den logischen Verstand.

Erkenne! ...ist eine Aufforderung zur sofortigen (!) Einsicht.

 

Zwei verschiedene Welten.

 

Einwand: "Zuerst muss man Logik erst einmal ansatzweise begriffen haben, um sie kritisieren zu können"

 

Ich kritisiere die Logik nicht: In der passenden Situation (z.B. für einen ALDI-Einkauf) ist sie ein nützliches Instrument. Aber in unpassenden Situationen ist sie halt ein unnützes Hilfsmittel (wie ein Fahrrad beim überqueren eines Flusses).

 

Einwand: "Insofern IHRE (?), anscheinend numinose Wahrheit..."

 

  1. Auf die Wahrheit läßt sich kein Besitzanspruch erheben. Sie steht für sich.   
  2. Wahrheit ist nichts Abgehobenes, sondern Alltägliches.
  3. Wer es mit der Wahrheit hat, weiß das alles.

 

Einwand: "Im Altgriechischen gab es meines Wissens nach gar kein Rufzeichen in dieser Form"

 

Die gute Nachricht: Um diesen Sokratischen Imperativ verstehen zu können, müssen Sie weder ein altes noch ein neues Griechisch studieren – Sie können es  SOFORT  begreifen.

 

Die schlechte Nachricht: Dafür müssen Sie die Logik beiseite legen und der  Wahrheit  folgen.

  

Einwand: "...mokieren sich in einer selten erlebbaren arroganten Art"

 

Arroganz ist bloß Ego.

 

Und das verträgt sich weder mit Wahrheit, noch mit Erkenntnis.

 

  

 

  

Taktik 

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"Der Weise gewinnt mehr Vorteile durch seine Feinde als der Dummkopf durch seine Freunde." 

Benjamin Franklin

 

Das sagt, daß er wohl ein recht guter Taktiker ist und gleichzeitig, daß er Weisheit mit Klugheit und Cleverness verwechselst, aber…

 

Weisheit & Taktik

schließen sich aus.

 

I – Man könnte meinen, daß es sich beim Autor dieses Zitates um einen Dummkopf handelt, aber „den Dummen“ gibt es genau so wenig, wie es „den Weisen“ gibt. Denn beides – Dummheit und Weisheit – sind Kurzzeit-Phänomene, deren „Existenz“ nicht ohne Referenz auskommt.

 

 

II – Weisheit ist nahe mit der Wahrheit und der Liebe verwandt; die Taktik dagegen… mit der Lüge und der Angst.

 

III – Vielleicht ist es ihm im Rahmen seiner Intentionen nützlich, die Menschen in Freund und Feind zu unterscheiden, aber Weisheit macht diese Trennung nicht mit. Den „Feind“-Begriff brauchen wir nur im Rahmen von Angst oder in einem von Macht (-ausübung). Herrn Franklin geht es wohl um Macht.

 

IV – Clever einen Vorteil anstreben, ausmachen und ausnutzen, ist eine Form der Klugheit und entspricht der Stufe (2) der Geistigen Reife.

 

Weisheit ist auf einer der höheren (6) zuhause.

 

Im Rahmen von Machtspielen jedoch ist Taktik unabkömmlich. Bereits im Mühle-Spiel wird sie dringend gebraucht! Nur hat sie nichts mit Weisheit zu tun, denn…

 

Weisheit strebt keinen Vorteil an.

 

 

 

 

Klug handeln

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Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln:

1. durch Nachdenken - das ist der edelste.

2. durch Nachahmen - das ist der leichteste.

3. durch Erfahrung - das ist der bitterste.

 

...sagt Konfuzius

Wie ich hörte,

hast du selber gar nichts geschrieben, sondern deine Leute haben 100 Jahre später zu Papier gebracht, was man dir zuschreibt. Damit bist du komplett aus dem Schneider.

 

1. Der Weg des Nachdenkens ist nicht der edelste Weg. Allein die Intuition... ist weit größer, als Klugheit, Nachdenken, Nachahmung und Erfahrung zusammen genommen.

 

2. Der Weg des Nachahmens mag manchmal der leichteste sein, ist aber auch der dümmste. Zum einen ist man festgelegt und zum anderen leugnet man die eigene Intelligenz.

 

3. Der Weg der Erfahrung. Dem Besteigen einer Treppe, oder dem Fahrrad fahren..., sind auch schmerzhafte Lernerfahrungen voraus gegangen.

Aber ja: Wenn wir (kollektiv gesehen) unsere uns zur Verfügung stehende Intelligenz nicht ausreichend benutzen, kommen wir nicht umhin, schmerzhafte Erfahrungen zu machen.

 

4. Der Weg der Klugheit ist, wie du sicher selber weißt, lediglich ein sehr niedriger Bereich im Rahmen intelligenten Handelns.

Klugheit, Cleverness, Gerissenheit liegen sehr nahe beieinander. Diesen kleinen Anteil an Intelligenz benutzt bereits jeder Bankräuber (im kleinen) und jeder Banker (im GROSSEN), wenn er versucht, bei möglichst geringem Einsatz, größtmöglichen Reibach zu machen.

 

5. Der alternative Weg ist also... intelligentes Handeln. Auf diesem Wege stehen uns neben der Klugheit unter anderem – und en passent – auch die Intuition und die HerzensIntelligenz zur Verfügung.

 

6. Der Königsweg: Bewußtheit. Handeln bei vollem Bewußt-Sein. Auf diesem Weg ist auch die Weisheit... nicht zu vermeiden.

 

 

 

 

Das Edle 

 

 

Eine begeisterte ethische Individualität gebraucht den Verstand, zu entdecken, was das Klügste ist, um es dann bleiben zu lassen, denn was wir im Allgemeinen das Klügste nennen, ist selten das Edle. 

 

― Søren Aabye Kierkegaard

 

Klugheit und Weisheit verstehen sich nicht.

 

 

 

 

Gilbert Keith Chesterton, Nirmalo, Klugheit, Weisheit,

 

Es ist weder traurig, noch erfreulich, 

Gilbert, es ist die einfache Wahrheit:

 

Klugheit tötet Weisheit.