Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahr-
haft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen.
– Platon
Staunen
"Staunen veranlaßte zuerst – wie noch heute – die Menschen zum Philosophieren."
– Aristoteles
Das läßt sich stärker noch auf die Wissenschaft beziehen.
Allerdings hat diese die Weisheit verraten: Die Wissenschaft ist von der Ehrfurcht weg zum Willen zur Macht gewechselt. Sie hat das Staunen verloren.
Voraussetzung für... Philosophie
Philosophie = ist ehrliche
Bereitschaft zur Weisheit.
Nicht die Bereitschaft, „Philosophie zu studieren“, nicht die Bereitschaft, ins Ego zu gehen, nicht das Lesen von Büchern, nicht die Bereitschaft, unverbindlich zu schwatzen, z.B. über den Vergleich von Äußerungen anderer Autoren, sondern... die wahrhaftige Bereitschaft, sich der (jedem) immanenten Weisheit zu öffnen, ist die Grund-Voraussetzung für die (echte !) Philosophie.
Wer aber "Philosophie studieren" will, muss sich notgedrungen an das Fakultäts-System, also auch an die Erwartungen der zuständigen Professoren anpassen - aber zur Klarheit gehört:
Anpassung ist NICHT Philosophie.
Philosophie ist...
geistige Freiheit.
Philosophie & Aufklärung
Wir machen uns gerne etwas vor. Zum
Beispiel möchten wir uns selbst gerne glauben machen, alle unsere Bedürftigkeiten hätten mit Liebe zu tun. Das klingt doch so gut. – Aber die Philosophie verlangt
Courage.
Die Philosophie erwartet von uns die aufrichtige Bereitschaft,
Selbst-Täuschungen durchschauen und fallen
lassen zu wollen.
Wir können uns dem, was Weisheit ist, auf ganz einfache Weise nähern, indem wir ehrlich alles benennen und sofort verwerfen, was Weisheit
nicht ist.
Philosophie = ist autonome Aufklärung im Prozess.
Klares Sehen
„Wer in einem blühenden Frauenkörper das Skelett zu sehen vermag, ist ein Philosoph.“
– Kurt Tucholsky
Jemanden, der von sich aus bereit ist, die Wahrheit zu sehen – unabhängig von den Auswirkungen – kann man (im engeren Sinne) einen Philosophen nennen.
Denn die Philosophie (im eigentlichen Sinne) hat weniger mit dem Denken, als vielmehr mit dem kompromisslos klaren Sehen der Wahrheit zu tun.
Aber auch den Philosophen ist nicht zu raten, ständig nur das Skelett zu sehen. Es gibt Situationen...
Es genügt, wenn er grundsätzlich dazu in der Lage ist, vorbehaltlos bis auf den Grund der Dinge zu blicken.
Was ist Philosophie ?
◾ Philosophie ist 1. einfach
◾ Philosophie ist 2. verstehbar
◾ Philosophie ist 3. relevant
Philosophie besteht wesentlich aus:
-
Relevanz
-
Wahrhaftigkeit
-
Selbständigem Denken
-
Offenheit für Nicht-Denken
-
Bereitschaft zu klarer Unterscheidung
- Flexibilität im Perspektiven- und Ebenen-Wechsel
Das Lesen der („philosophischen“) Schriften anderer Autoren ist Belletristik, ist Feuilleton, ist also gerade mal...
eine nette Sonntagsunterhaltung – aber nicht Philosophie!
Philosophie bezeichnet sich als die Liebe zur Weisheit.
Damit stellt sie einen sehr (!) hohen Anspruch an sich selbst.
Philosophie ist nicht das Lesen und Vergleichen der Gedanken anderer, sondern setzt neben der Relevanz die uneingeschränkte Bereitschaft zur Wahrhaftigkeit grundsätzlich voraus!
Eine vergleichende „Geschichte der philosophischen Literatur“ wird dazu nicht benötigt. Ganz im Gegenteil, diese bildet potenziell eine massive Behinderung der klaren Sicht. Philosophie hat mehr mit klarem Sehen zu tun, denn mit (logischem) Denken.
Klares Sehen = ist (in diesem Zusammenhang) eine Art unbeteiligtes Beobachten von auch komplexen Situationen und Zusammenhängen unter bewusster Hintanstellung von Ego, Gedächtnis-Inhalten, Denk-Aktivitäten, Meinungen, Wertungen und anderer sicht-behindernder persönlicher Einflüsse.
Logik = ist (auch im Zusammenhang mit Weisheit und Wahrheit) von lediglich unterstützendem Wert.
PhiloSophía
Liebe zur Weisheit
Philosophie ohne Weisheit ist keine Philosophie.
Weisheit ohne Wahrhaftigkeit ist keine Weisheit.
Weisheit ist größer > als logisches Denken.
Wahrheit ist größer > als logisches Denken.
1. Relevanz
Philosophie ohne Relevanz ist keine Philosophie. Philosophie setzt mindestens einen zweiten Menschen und mindestens ein Problem voraus, denn: Philosophie ist praktischer Natur.
Als bloße Gedanken-Akrobatik (rein „theoretische Philosophie“) ist sie sinnlos, zwecklos und nutzlos, also nicht relevant. Und damit befindet sie sich vielleicht im Bereich von unterhaltsamem Spiel (Sophisterei), aber... jenseits von Weisheit (Sophia).
2. Wahrhaftigkeit
In der Philosophie geht es – als unabdingbare Voraussetzung – um 100%ige Bereitschaft zur Wahrhaftigkeit. Wohlgemerkt: Es geht nicht um 100%ige Wahrhaftigkeit, sondern...
Es braucht die 100%ige Bereitschaft zur Wahrhaftigkeit.
Unterhalb dieser voraussetzenden Qualifikation reicht es vielleicht zum Diplomaten, auch zum Politiker oder Banker, aber nicht zum Philosophen.
3. Selbständiges Denken
Der (echte) Philosoph ist selbstverständlich und grundsätzlich bereit, selber (also eigenständig) zu denken. Er wird keine einzige seiner Aussagen auf die Äußerung eines weiteren Autors stützen.
4. Offenheit für Nicht-Denken
Hier geht es um die Offenheit für Felder jenseits des Denkens.
Denn Einsicht, Erkenntnis, Intuition, Wahrnehmung, usw. alle diese bedeutenden Fähigkeiten liegen außerhalb der Möglichkeiten des Verstandes. Sie werden vom Verstand nicht einmal verstanden.
5. Bereitschaft zur Unterscheidung
Der (wahre) Philosoph bringt die grundsätzliche Bereitschaft zur Unterscheidung, zur Differenzierung mit.
Auch wenn Wahrheit nicht oder kaum positiv definiert werden kann, jedenfalls nicht „objektiv“, muss sie höher bewertet werden als das Denken.
Das berührt die wichtige Thematik der Möglichkeiten & Grenzen des Denkens. Denn Wahrheit und Wahrnehmung haben eher mit Sehen zu tun, als mit Denken.
Das, was wir üblicherweise unter Denken verstehen, hat viel mehr mit Theorie, mit Hypothese, mit Axiom, mit vorläufiger Annahme, mit Mutmaßung, mit Meinung, mit mentalem Arrangement zu tun.
Wissen hat zu tun mit Erinnerungsvermögen einerseits und mit Angelesenem (= Äußerungen aller Art) von anderen, andererseits. Aber mit Wahrheit... hat Informations-Wissen
nichts zu tun.
A - Wahrheit (differenziert)
Zwei Hinweise:
- Vier der acht Facetten der Wahrheit gehören zur Horizontalen, die übrigen vier… zur Vertikalen.
- Die zur Horizontalen gehörenden sind objektivierbar, die zur Vertikalen… sind es nicht.
B - Denken (differenziert)
-
Visionäres Denken
-
Konstruktives Denken
-
Hypothetisches Denken
-
Nachbereitendes Denken
-
Möglichkeit & Grenze des Denkens
-
Flexibilität im Perspektiv- und Ebenen-Wechsel
C - Wissen (differenziert)
-
Gewissheit
-
Intuitives Wissen
-
Tatsachen-Wissen
-
Erinnerungs-Wissen
-
Informations-Wissen
B.3 - Hypothetisches Denken:
Thesen, Axiome, Konstrukte wie Logik, Mathematik...
B.4 - Nachbereitendes Denken
...folgt einem Impuls aus dem Bereich des Nicht-Denkens.
6. Flexibilität im Perspektiv- und Ebenen-Wechsel
Ein Philosoph, der nicht einmal verschiedene Perspektiven zu einem Objekt seiner Betrachtungen einnehmen kann, ist kein Philosoph (im Wortsinne), sondern allenfalls ein Meinungs-Verwalter, ein Intellektueller.
Dem (echten) Philosophen ist...
die Metaebene kein Fremdwort.
Er kann Konstrukte zwar benutzen, ist sich aber bewusst, dass er sich immer außerhalb von ihnen, bzw. über ihnen befindet. Ein wirklicher Philosoph ist niemals ein (in unbewusstem Zustand) Gefangener eines Konstruktes. Das lässt die Weisheit nicht zu.
Ein wirklicher Philosoph, ein Mann der Wahrheit also, kann (insbesondere bei sich selbst!) mühelos unterscheiden zwischen...
-
Wahrheit
-
Wirklichkeit
-
mentalem Konstrukt
Er hat keine Scheu vor der Metaebene und ist damit zur Selbst-Reflexion bezüglich der eigenen Denk- und Kommunikations-Weise fähig. Und sein Ego... hat er zumindest so weit im Griff, dass er, wo erforderlich, die Sach-Ebene bevorzugen kann.
Wie jeder gute Handwerker seine Werkzeuge als passable Hilfs-Konstruktionen benutzt, so nutzt auch der Philosoph sein Werkzeug „Verstand“ und legt es ebenfalls nach Gebrauch beiseite, da er – so wenig wie der Handwerker – mit einem Werkzeug identifiziert ist. Dank dieser Distanz zum Verstand beschäftigt er sich selbstverständlich einerseits intensiv mit sämtlichen Möglichkeiten, andererseits aber natürlich auch mit den Grenzen des Denkens. Grenzen des Denkens.
Was ist nicht Philosophie?
Nicht Philosophie in ihrem wahren (also wörtlichen) Sinne ist beispielsweise...
- Bücher lesen
- Irrelevanz
- Belletristik
- Unwahrheit
- Kompliziertheit
- Unverständlichkeit
- Ego-Attitüden
- Anpassung
- Larifari
- Füllstoffproduktion
Philosophie & Geschichte
Weisheit hat keine Geschichte.
Buchstaben haben eine Geschichte, Wörter,
Sätze und Abhandlungen, Erzählungen und Bücher haben eine Geschichte, doch die Weisheit selber... kennt keine Geschichte. Sie hat keine.
Um klar zu sehen, genügt oft
ein Wechsel der Blickrichtung.
– Antoine de Saint-Exupéry
Genauigkeit
Eine Äußerung ist nicht schon deshalb Philosophie, weil sie in einer philosophischen Vorlesung, in einem solchen Seminar, in einer Fachzeitschrift oder von einem „anerkannten“ Protagonisten formuliert wurde. Quatsch ist Quatsch. Von wem, in welcher Umgebung und in welchem Code auch immer geäußert.
Genauigkeit, Exaktheit... bilden nützliche Werkzeuge der Wahrhaftigkeit, der Wahrheit und sind damit wichtige Teilaspekte der Philosophie. Nicht als Selbstzweck, nicht als Marotte, nicht als Fetisch, sondern... im Dienst der Verständigung.
„Wenn es möglich ist, ein Wort zu streichen, streiche es!“
– Orson Welles
Das gilt auch für die Philosophie: So viel unnötigen Füllstoff und Wortmüll streichen, wie nur eben möglich. Solange Unklarheit vorherrscht, findet noch Geschwafel statt. Sobald Klarheit ist, genügen wenige Worte um das Wesentliche, um die Essenz zu teilen.
Im Feld der Weisheit bildet das Schreiben nicht den ersten Punkt, sondern den letzten. Hier gilt die Rangfolge:
1. Wahrheit
2. Klarheit
3. Relevanz
4. Essenz
5. Mitteilung
In der Philosophie steht die Mitteilung, die Übermittlung in Wort und Schrift, an letzter Stelle der Wichtigkeits-Liste. Ein therapeutisches Für-sich-selbst-und-alles-aus-sich-heraus-schreiben ist zwar einerseits hilfreich und also sinnvoll, aber die Veröffentlichung des Selben ist eine Zumutung und eine Nichtanerkennung der Würde der Lesenden oder der Zuhörenden.
Bevor wir etwas in die Welt geben, sollten wir das Geschriebene drei Tage später von Außen betrachten. Es muss vor der höchsten Ebene in uns.. bestehen. Andernfalls sollten wir intelligent editieren oder die Funktion der Löschtaste nutzen.
Wer die Philosophie nicht
beschmutzen oder verunglimpfen will, muss
- Wahrheit
- Weisheit
- Intelligenz
an die erste Stelle setzen! Dann ist die Würde gewahrt. Die des Lesenden, wie auch die des Schreibenden.
Keiner von uns sage, er habe die Wahrheit schon
gefunden. Laßt sie uns vielmehr so suchen, als ob
sie uns beiden unbekannt sei.
– Hl. Augustinus*
Laterales... Sehen & Hören
Es gibt eine weisere Form des Sehens und auch eine weisere Form des Hörens. Diese Form unterscheidet sich wesentlich vom üblichen Sehen und Hören. Es geht um...
* Laterales Sehen
* Laterales Hören
Beim Lateralen Sehen handelt sich um eine Art der Wahrnehmung, mit der wir weitaus mehr an Botschaften erhalten, als wir das können, wenn wir nur durch die enge Brille des erwarteten Sehens, des logischen Sehens und des bewertenden Sehens schauen.
Laterales Sehen ist dem intuitiven Sehen ähnlich, denn es ist kein konzentriertes, angespanntes, fokussiertes, genaues oder exaktes Sehen, sondern eher ein ungenaues Sehen, ein sich in gewisser Weise in diffuser Bereitschaft halten. Es ist ein Heraustreten aus der Aktivität des Verstandes. Es ist eine Art „in die Stille gehen“. Es ist eine Weise der Eindrucks-Aufnahme unter bewusster Vermeidung persönlicher Störgeräusche: Sehen in gedankenleeren Momenten.
Nahezu das Selbe trifft auch auf das Laterale Hören zu.
Die Schule von Athen
*) Aurelius Augustinus (354 - 430), Bischof von Hippo, Philosoph, Kirchenvater und
Heiliger
un