Protest ist die unbewußte
Anerkenntnis von Macht.
"Macht" basiert einzig auf Anerkenntnis der selben.
Beispiel: Ein Befehlender hat aus sich heraus keine Macht über jemand anderen. Erst wenn der Befehlende als (über-) "mächtig" angesehen oder als Autorität akzeptiert wird, erst wenn dem Befehlenden Folge geleistet wird, hat er Macht (gewonnen).
Ohne Gehorsam auf der einen Seite, keine Macht auf der anderen.
• Ein Kind protestiert gegen die Anordnung seines Vaters.
• Aber kein Vater protestiert gegen die Anordnung seines Kindes.
Protest setzt das Eingeständnis
...der eigenen Ohnmacht voraus.
Demonstration
In sogenannten Demokratien haben Demonstrationen eine wichtige Entlastungsfunktion und werden dort als "Errungenschaften" verkauft.
Die Erlaubnis (Toleranz) zur Demonstration dient in erster Linie der Entspannung, der Ableitung der Energie von Unzufriedenheit.
Die Teilnehmenden haben/bekommen das Gefühl der Möglichkeit zur (Mit-)Gestaltung – zu ihrer Beruhigung. Solange diese Gaukelei funktioniert, kann die Einführung echter (!) Bürgerbeteiligung noch weiter aufgeschoben werden.
Hier einige Komponenten größerer (auch in Gewalt ausartender) Demonstrationen auf Seiten der Teilnehmenden:
Politik
-
Latentes Bedürfnis nach Teilnahme an der Gestaltung, potenziell konstruktives Interesse an echter (!) Bürger-Beteiligung
-
Ehrliche Empörung, ehrliches Interesse am Grund der Demonstration
-
Naives Hoffen auf positive Wirkung der Demonstration
Psychologie
-
Ohnmachtsgefühl gegenüber der Entscheidungs-Macht
-
Gemeinschaftsgefühl durch Auflösung des Individuums in der „starken“ Masse
-
Autoritätskomplex – Stellvertretende Reibung an „Vater“ Staat; Reife-Phase: Rebellion (3)
Gewalt
-
Gefühl der Omnipotenz („schwarzer Block“)
-
Rauschmittel Gewalt, Randale („schwarzer Block“)
-
Selbst gerechtfertigtes und unbewußtes Ausleben destruktiver Anteile („schwarzer Block“)
Die Rebellen-Phase
Leise löst sich das Band,
es entzweien sich zart die Naturen,
Und von der holden Scham
trennet sich feurig die Kraft.
– Friedrich von Schiller
Was geht in der Rebellen-Phase (3) der Pubertät ab?
- Suche nach dem geeigneten Gegner
- Überhöhung der Kraft des Gegners (Projektion)
- Maximaler Widerstand gegen den Gegner
Wurde die Konfrontation mit dem Vater (oder einer anderen geeigneten Person in der Umgebung) versäumt, bzw. stand dieser nicht zur Verfügung oder eignete sich nicht dafür, kann die Überhöhung so weit gehen, daß stellvertretend jemand anderes, zum Beispiel der ordnungsmächtige Vater Staat als Reibungs-Objekt herhalten muß.
Differenzierungen und Konstruktivität sind jetzt
nicht angesagt. Statt dessen: Klare Grenzziehung.
Das macht es für die übrigen Beteiligten nicht leicht. Im Idealfall (!) nehmen sie es nicht persönlich. Denn - auch wenn es sich anders anfühlt - es ist nicht persönlich!
Das gesamte Erfahrungs-Spektrum des Widerstands ist für den Pubertierenden außerordentlich bedeutsam! Er muß seine eigenen Konturen finden. Und das gelingt zunächst nur über Radikalität.
Wurde diese Phase gut durchgearbeitet, mündet sie ganz natürlich in der Erwachsenen-Reife (4).
Wird sie dagegen übersprungen, heißt versäumt, oder nicht gewagt, wird man versuchen, sie später nachzuholen – was sie, besonders für die jeweilige soziale Umgebung 😎 nicht gerade einfach macht!
Ziel ist: Körperlich und geistig
um die eigene Kraft zu wissen.
Es geht um das Gefühl
von Eigenständigkeit.
Kurzzeitige Gefängnisaufenthalte können auch schon mal Teil dieses Reifeprozesses sein.
In intelligent geführten Gesellschaften weiß man um diese Dinge und überläßt die Jugendlichen nicht ausschließlich sich selbst. Man wählt Initiationsriten, um die Energie dieser vergleichsweise schwierigen Entwicklungs-Phase sinnvoll zu kanalisieren oder überträgt schon früh zumutbare Verantwortung.
Ergebnis: Anerkennung durch gleichwertige Behandlung im Kreis der Erwachsenen.
Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wie viel er in sieben Jahren dazugelernt hatte.
– Mark Twain
Macht & Rebellion – oder Wandlungen
6 - Krieg
5 - Revolution
4 - Revolte
3 - Rebellion
2 - Demonstration
1 - Protest
„Gegen die Regierung mit allen Mitteln zu kämpfen ist ja ein Grund-Recht und Sport eines jeden Deutschen.“
...spottet Otto von Bismarck
Dein leichter Spott hat seine Gründe, denn...
Protest ist die sanfteste und eine unverbindliche Art, des anderen Stärke zu bestätigen.
Demonstration hat – als kleine Schwester der Rebellion – schon etwas mehr Energie, als der Protest.
Protest, Demonstration und Rebellion sind unbewußte Formen der indirekten Anerkenntnis von Macht. Denn "Macht" basiert einzig auf Anerkenntnis der selben.
Macht
ist letztlich nichts anderes,
als das Resultat von Projektion des Schwachen.
Macht setzt Projektion voraus, eine Projektion von übersteigerter Größe und/oder Stärke und geschieht immer von vermeintlich unten nach vermeintlich oben.
Rebellion ist ein ungenanntes
Eingeständnis von Ohnmacht.
Macht ist keine objektive Größe, sondern das Resultat von bi-polar-synchroner Projektion: Der vermeintlich Schwache projiziert die Schwäche auf sich selbst und gleichzeitig die Stärke auf den vermeintlich Mächtigen.
Ebenso umgekehrt: Allein das Bewußtsein von Stärke auf dieser Seite läßt die "Macht" auf der gegenüberliegenden Seite bröckeln, da diese auf einem bloß psychologischem Grund basiert, nämlich auf Projektion.
David und Goliath:
Goliath wirkt übermächtig groß und stark und bringt zudem noch Kampferfahrung in den Ring. David dagegen wirkt klein und zerbrechlich und ist in Kampfes-Dingen unerfahren. Dennoch gewinnt David den Fight. Conclusio:
Es kommt nicht auf die "objektive Stärke“ an, sondern auf die psychologische:
Der kleinere David sieht sich selbst als stärker an, also als psychologisch größer und den Goliath als weit schwächer, also psychologisch kleiner, als sich selbst.
Michelangelo führt uns auf seine Weise in diese Szene ein und zeigt die Entschlossenheit, diese psychologische Stärke, mittels seiner Marmor-Skulptur des David...
Allein
das Bewußtsein
von Stärke auf der einen Seite
läßt die „Macht“ auf der anderen schmelzen.
Der Junge rebelliert nur so lange gegen seinen "großen" Vater, wie er Übermacht und Stärke auf ihn projiziert (2). Sobald der Bursche sich seiner eigenen Kraft bewußt wird, ist Rebellion obsolet.
Revolution geschieht,
wenn sich die Machtverhältnisse ändern.
Im jungen Mann hat sich in Bezug auf seinen Vater eine Revolution vollzogen (3). Die Dinge sind nicht mehr, wie sie gestern noch waren, das Verhältnis ist unumkehrbar ein anderes geworden. Sein Status hat sich geändert. Er ist gereift (4).
Von nun an (aber erst jetzt!) kann der Sohn den Vater auf einer erwachsenen Weise lieben. Und erst jetzt begegnen sich beide auf gleicher Augenhöhe.
Weltrevolution
"Nur die Weltrevolution kann und wird den dauerhaften Frieden schaffen."
– Karl Liebknecht
Die Idee einer Weltrevolution
ist ein Höhepunkt von Naivität.
Sie würde sehr viel Gewalt voraussetzen – und keinerlei Gewinn bringen. Für Niemanden.
Revolution = ist immer ein nur lokales Ereignis, das ein großes Pulverfaß an Unzufriedenheit voraussetzt und den Umsturz der aktuell bestehenden Ordnung zur Folge hat.
Die Unzufriedenheit der Masse ist ihre Grundvoraussetzung.
Alles andere ist militärisch oder paramilitärisch organisierte gewaltsame Durchsetzung einer neuen Ordnung durch letztlich eine Person oder durch eine kleine Gruppe von Macht-Habenden, also ein Staatsstreich (von innen) oder ein Krieg (von außen), aber... keine Revolution!
Mit sich, ihrer Umgebung und den wirtschaftlich-sozialen, sowie den rechtlichen Gegebenheiten zufriedene Menschen, ist keine Revolution möglich.
"Die Revolution sagt ich bin, ich war, ich werde sein."
– Rosa Luxemburg
Das klingt ein bißchen albern, Rosa, denn dasselbe könntest du von einem Pickel sagen.
Solche Formulierungen können passieren, wenn wir uns selbst oder das, wofür wir gerade brennen, besonders wichtig nehmen. Es mag ja sein, daß du dich in diesem Moment sogar selbst... mit Haut und Haaren als Revolution empfindest. Sie ist aber nichts Gott-Gleiches.
Revolution ist eine
Art... Hustenanfall.
Auch sie geht vorbei.
Revolution = ist eine (auch gewaltsame, also) ungeduldige und energiegeladene gesellschaftliche Konstellation, welche – sich in Un-Balance befindend – nach Ausgleich sucht.
Eine überreizte Un-Balance ist die Voraussetzung
für ein Phänomen, das wir „Revolution“ nennen.
Sie bildet den sprichwörtlich überläufigen Tropfen.
Der energetisch geladene kollektive Wille „faselt nicht“.
Argumentation ist hier irrelevant. Das heißt: Ratio und Moral spielen vorübergehend, nämlich in diesem kleinen Zeitfenster keine Rolle mehr – sie werden einfach „überfahren“.
Zwar haben kurze Sätze Wirkung – aber nur insofern sie die revolutionäre Energie in ihrer Stärke fördern und ihr Fortschreiten in die eingeschlagene Richtung unterstützen.
Die Ratio, das intellektuelle Denken, die Vernunft und die höheren Geistigen Ebenen sind derzeit sämtlichst ausgeschaltet.
Die „kritische Masse“ ist erreicht,
also gibt’s den Energie-Ausgleich.
Mehr ist es nicht, was Revolution ist, eine vorübergehende, sehr kurze, manchmal dramatische inner-gesellschaftliche Erscheinung.
Danach wendet man sich wieder...
den wirklich wichtigen Dingen zu.