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Aufnahme: Kerstin

 

 

 

 

Übergriffigkeit

 

Derzeit sind wir schnell dabei, Beschuldigungen auszusprechen und hohe Strafen zu fordern und neue Gesetze zu stricken. 

 

Eine

intelligentere,

wissenschaftlichere Variante

ist eine gründliche Ermittlung der Ursachen.

 

Daran scheint aber kaum jemand interessiert zu sein. Womöglich aus dem Grund, weil man instinktiv bereits weiß, daß die Moral selbst – innerhalb derer wir die Verurteilungen vornehmen – die Geburtsstätte derartiger Auswüchse ist.

 

Übergriffigkeit findet in sehr vielen Bereichen, unter den verschiedensten Umständen und auch in den unterschiedlichsten Bereichen des Miteinander statt. Der anzügliche oder gar sexuelle Übergriff ist nur eine Form des Übergriffs von vielen anderen.

 

Mindestens diese zwei Generalformen von Übergriffigkeit sollten wir sofort unterscheiden, nämlich den

  • physiologischen und den

  • psychologischen Übergriff.

 

Voraussetzungen… für die Durchsetzung von Übergriffigkeit:

  1. Egoistischer Wille und massives Interesse (z.B. Sexual-Hormone oder Machtinteresse)

  2. Begünstigende physische Gegebenheiten (Internat o.a.)

  3. Begünstigende psychologische Gegebenheiten (Autoritätsstruktur)

  4. Psychologisches Macht-Gefälle oder physische Überlegenheit (Machtpotenzial)

  5. Mangelnde Geistige Reife, das eigene psychologische Defizit kontrollieren zu können

  6. Gewaltbereitschaft

 

Voraussetzungen… für die Erduldung von Übergriffigkeit:

  1. Ausstrahlung (z.B. Ängstlichkeit)
  2. Begünstigende physische Gegebenheiten (Internat u.ä.)

  3. Begünstigende psychologische Gegebenheiten (Autoritätsstruktur)

  4. Psychologisches Macht-Gefälle oder physische Unterlegenheit

  5. Mangelndes Selbst- und/oder Kraft-Bewußtsein (Ohnmacht, Anpassung (Wohlverhalten), Angst)

  6. Opferbereitschaft

 

Wir werden wohl kaum jemanden finden können, der nicht auch an seiner eigenen Person Übergriffigkeit – in der einen oder anderen Weise – beschreiben könnte.

 

Sehr helfen können uns bei der Annäherung an das Thema und bei seiner Bearbeitung deshalb zwei persönliche Fragen:

  1. Wann, wo und auf welche Weise habe ich selbst einen oder mehrere Übergriff an mir erlebt?

  2. In welcher Situation (oder in welchen Situationen) habe ich bemerkt, daß ich selber übergriffig wurde? 

 

Moralisch und forensisch gesehen, bilden Opfer

und Täter... zwei sich gegenüberliegende Lager.

 

Die Moral müssen wir aus unserer Betrachtung herauslassen, andernfalls halten wir einen „Krieg“ zwischen der Opfer- und der Täter-Seite am Laufen: Männer = Täter, Frauen = Opfer. Frauen = die Guten, Männer = die Bösen. Auch, wen´s schwer fällt:

 

Wir müssen eine wissenschaftliche, heißt nüchterne Betrachtungs-Weise anwenden, wollen wir der Sache gerecht werden – indem wir ernstlich versuchen, ihr tiefer auf den Grund zu gehen.

 

Wenn wir uns Themenbereiche wie Mißbrauch, Übergriffigkeit... ansehen wollen, müssen wir feststellen, daß es (generell!) nicht um Opfer  p l u s  Täter geht, sondern um OpferTäter.

 

Auf den ersten Blick sieht es nach einem Freund auf der einen und Feind auf der anderen Seite aus. Wenn wir genau genug hinsehen:

 

Existenziell gesehen, bilden

Opfer & Täter eine Einheit. 

 

Übergriffigkeit ist keine rein sexuelle Angelegenheit und ist auch keine reine Mann/Frau-Sache. Auch wenn es – der Einfachheit halber – so aussehen könnte, wegen vermeintlicher physischer Überlegenheit des Mannes, gepaart mit dessen hormoneller Kraft auf der einen Seite und der vermeintlichen Schwäche der Frau auf der anderen: 

Sowohl der Hang zur Übergriffigkeit, als auch die sensible Vermeidung von Übergriffigkeit ist unter den Menschen ziemlich gleichmäßig verteilt.

 

Was ein wenig aus der Balance geraten ist, ist das vielfach unterentwickelte Kraft- und Selbst-Bewußtsein bei sehr vielen Frauen.

 

Aber auch daran haben deren Mütter und Großmütter mitgestrickt. Das ist nicht allein die Tat des Mannes. Auch der Macho ist nicht nur ein Kind seines Vaters, sondern auch ein Kind seiner Mutter, deren Mutter und seiner Tanten.

 

Die moralischen Strukturen (die Geburtsstätten der Übergriffigkeit) scheinen nur auf den ersten Blick als einfach – in Wirklichkeit sind sie äußerst komplex. Das heißt... 

 

  • kurzfristig → Pfeffer-Spray

  • mittelfristig → Asiatische Kampf-Sportarten

  • langfristig → Bildung (incl. die des Selbstbewußtseins)

  

Im Kleinkindalter (2) rufen wir nach dem starken und allmächtigen Vater, dem Staat (Gesetze), dem Gott, der für uns alles richten soll.

 

Im Erwachsenenalter (4) wissen wir auch um unsere eigene Stärke und um die Möglichkeiten intelligenter Lösungen in den zwischen-menschlichen Konflikt-Situationen.  

 

Die emanzipierte Frau

sieht sich nicht als Opfer !

 

 Moral

Schande

Geistige Reife

Emanzipation

Opfermentalität

 

 

Die Zahl der Antworten (von Männern und Frauen) auf die folgende Frage könnte interessant sein:

 

"Wer kann über sich selbst wahrheitsgemäß sagen, in seinem bisherigen Leben zu keiner Zeit in irgend einer Weise Mißbrauch erfahren zu haben?"

 

Mißbrauch

 

 

 

 

Spaziergang am See

MB

  

Ein katholischer Priester und ein Rabbi machen einen Spaziergang am See. Schon bald kommen sie auf die Idee, eine Runde schwimmen zu gehen. Also machen sie sich nackig und springen ins Wasser.

Als sie sehen, daß gleich einige Spaziergänger vorbeikommen, steigen sie schnell ans Ufer um ihre Blöße zu bedecken.

Doch inzwischen hatten Kinder mit den Männern Gottes Schabernack getrieben und deren Kleidung versteckt.

Notgedrungen bedeckt der Pfarrer mit beiden Händen das Geschlecht, während der Rabbi seine Hände vors Gesicht nimmt.

Kaum sind die Leute schmunzelnd weiter gegangen, fragt der Priester: „Rabbi, warum haben Sie denn nicht Ihr Geschlecht bedeckt?“

Darauf der Rabbi: „Meine Gemeinde erkennt mich am Gesicht.“

 

 

 

 

Verantwortungs-Verhältnis

F

  

Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

– Molière

Denn das Nicht-Tun ist

ein Teil.. unseres Tuns.

 

Bezüglich des Themas Übergiffigkeit: Wer nicht an Märchen, sondern an der Wahrheit interessiert ist, kann die partielle Tatbeteiligung der "Opfer" nicht ignorieren, geschweige denn leugnen.  

  1. Es gibt kein "reines Opfer" auf der einen und...

  2. keinen "klaren Mißbrauch" auf der anderen Seite.

  

Die primitive, weil strikte und undifferenzierte Trennung von Täter und Opfer ist in unserem Sprachgebrauch deshalb so beliebt, weil sie uns die Sache so einfacher macht. Über den emotionalen Schub können wir uns sofort auf eine der beiden Seiten schlagen, aber:

  

Wir sind verantwortlich für das, was wir tun,

aber auch für das, was wir geschehen lassen!

 

Hier unterscheiden wir definitorisch zwischen Täter und Opfer und quantifizieren die Verantwortung für einen gewalttätigen Übergriff mit 100% und benutzen dazu den mathematischen Begriff "Mengenverhältnis".

 

A – Handelt es sich beim Opfer um ein Kind, ist anzunehmen, daß der Prozentsatz an Verantwortung zu 100% beim erwachsenen Täter liegt.

 

B – Handelt es sich bei Täter und Opfer jedoch um erwachsene Menschen, muß das Verantwortungsverhältnis erst ermittelt wer-den.

 

Läßt das Opfer einen gewalttätigen Übergriff zu, indem es dem Täter nicht widerspricht und dessen Zudringlichkeit nicht deutlich abwehrt – obwohl dieses möglich wäre – ist es damit zu einem forensisch zu bestimmenden Prozentsatz "aktiv beteiligt“.

 

Es ist in jedem konkreten Fall... zu bestimmen, wie viel Prozent der Verantwortung für den Übergriff auf das Konto des Täters und wie viel Prozent zu Lasten des Opfers gehen.

 

 

 

 

Sexuell begründete Gewalt

DZ

 

Über Vieles wird immer noch geschwiegen (2022): Schläge, auch ritualisierter Art. In den Schulen, auch in den Familien und andere Übergriffigkeiten.

 

Sachlich:

Gewalt = ist die Folge von Ungleichgewicht.

 

Moralisch:

Gewalt = ist gravierendes Fehlverhalten.

 

Gewalt ist Gewalt – aber verschieden motiviert. Zwei Beispiele:

 

Monetär... motivierte Gewalt

Sexuell...    motivierte Gewalt

 

Gewalt hat Voraussetzungen - in diesem

Fall ein sehr starkes sexuelles Verlangen.

 

Überall dort,

  • wo starkes Verlangen herrscht, dieses
  • auf üblichem Wege nicht ausgeglichen werden kann,
  • vor Ort offensichtlich die Möglichkeit dazu besteht,
  • ein Macht-Gefälle (egal welcher Art) vorhanden ist,
  • der Energielevel hoch,
  • der Durchsetzungswille stark und schließlich
  • die Reife fehlt, dem Drang nicht blind und rücksichtslos zu folgen,

besteht die Gefahr von sexuell motivierter Gewalt.

 

Das heißt, Übergriffe fanden oder finden nicht nur in katholischen Einrichtungen statt, sondern in allen, in denen die genannten Voraussetzungen gegeben sind oder waren ― eben auch in vielen Familien.

 

Sexuell motivierte Gewalt des Mannes hat mindestens einige dieser  Voraussetzungen:

 

1. Starkes Verlangen

2. Unausgeglichenheit

3. Möglichkeit

4. Macht-Gefälle

5. Hoher Energie-Level

6. Durchsetzungswille

7. Fehlende Reife

 

Begünstigende Bedingungen für sexuell motivierte Gewalt auf Seiten der Frauen und Mädchen:

 

Folgsamkeit

Ängstlichkeit

Machtlosigkeit

Schwache Energie

Geringer Widerstand

Geringes Selbstbewußtsein

 

Gerade ändern sich in der Sache ein paar Parameter: Die Autorität schwindet und auf der weiblichen Seite nehmen Selbstbewußtsein und Stärke zu. 

 

Carolin Emcke: „Ist selbst schuld, wer erwartet, nicht belästigt zu werden?“

 

Interessante Frage. Khalil Gibran beantwortet sie so:

 

Der Ermordete ist nicht ohne Verantwortung an seiner Ermordung. Und der Beraubte nicht schuldlos an seiner Beraubung. Der Rechtschaffene ist nicht unschuldig an den Taten des Bösen.

 Khalil Gibran 

Ginge es nach mir, wäre es in den Schulen Standard, daß die Mädchen eine gründliche Ausbildung in einer asiatischen Kampf-Sportart bekommen. Zur Not... auch im Boxen. 😲

 

Dabei geht es nicht in erster Linie darum, daß sie ordentlich zuschlagen können, sondern daß sie sich ihrer Kraft bewußt sind. Ihr Auftreten verändert sich. So daß sie später sagen können:

 

Männer sind die schönsten und gefährlichsten Raubtiere der Welt. Ich liebe sie wie der Dompteur seine Tiger liebt. 

Eartha Kitt          

  

Eine Frau mit einer solchen Einstellung wird wohl kaum belästigt werden. 😎

 

 

 

 

Der Fall

 

  

Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

– Molière

 

Der Fall Harvey Weinstein kam vor Gericht. Es hieß, der Mann habe sich vor Jahren wegen "sexueller Übergriffe" gegenüber vieler Frauen schuldig gemacht.

 

Üblicherweise erfahren wir keine Details, sodaß wir uns nicht wirklich ein Bild machen können und wir neigen der Einfachheit halber dazu, den Mitteilungen der Medien Glauben zu schenken und uns deren (Be-)Wertungen blind anzuschließen und oft sogar dazu, sie uns zu eigen zu machen.

 

Eine Frau ging ein wenig ins Detail, indem sie der Öffentlichkeit mitteilte, sie sei "zum Oralsex gezwungen" worden.

 

Nur ist das gar nicht möglich, wenn die Frau nicht durch den Mann  wehrlos gemacht wurde. Sie war entweder passiv unterstützend bei der Sache oder sogar aktiv beteiligt... (Ich verzichte hier darauf, begründend noch weiter in´s Detail zu gehen,) ...aber keinesfalls war sie ein hilfloses "Opfer".

 

Was sich vielleicht sagen läßt, daß der Mann seine (Macht-)Stellung auch für die Befriedigung einiger sexueller Vergnügungen ausgenutzt, meinetwegen auch mißbraucht hat. Eine Art „Erpressung“. Das hat mit seiner (mangelnden) Reife (2) und (3) zu tun, ist aber unter Erwachsenen kein Verbrechen. Das ist nichts weiter als üb-liches Geschäftsgebaren.

 

Übliches Geschäftsgebaren = ist, wenn beide am Aushandeln Beteiligten den Wert der unterschiedlichen Angebote abwägen und versuchen, einen möglichst guten Schnitt zu machen.

 

Ob die Angebote seriös oder unmoralisch genannt werden, spielt hier (solange keine Gesetze gebrochen werden) keine Rolle.

 

Auch ein „unmoralisches“ Angebot ist nicht identisch mit Zwang oder Gewalt. Solcherart Aufforderung, welche die Möglichkeit der Ablehnung in sich birgt, ebenfalls nicht, denn...

Zwang und Gewalt auf der einen Seite, setzen Ohn-

macht und Hilflosigkeit auf der anderen Seite voraus.

 

Eine wichtige Rolle dagegen spielt, ob die Frau diesen Deal hätte ablehnen können. Wenn sie ihn hätte ablehnen können, es aber nicht tat, handelt es sich um ein ganz normales Geschäft: Die Frau konnte für sich Nutzen und Einsatz gegeneinander abwägen.

 

Sie konnte frei

entscheiden!

 

Ja, Harvey Weinstein war sehr mächtig. Er war in der Lage, diese und viele andere Frauen zum Erfolg zu verhelfen, ihnen Geld und Ansehen, Ruhm und Ehren zu ermöglichen. Dafür wollte er eine Gegenleistung, eine Gefälligkeit.

 

Die "Besetzungscouch" ist keine Erfindung dieses Mannes. Viele Frauen haben sie genutzt, andere haben (egal, welchem Mann) auch den Mittelfinger gezeigt.

 

Ein echtes Opfer ist dagegen der Herr Weinstein: Er kann in seiner Situation nichts entscheiden, sie haben ihm keine Wahl gelassen. Ob er "im Sinne der Anklage schuldig" oder "unschuldig" ist, spielt keine Rolle: Er ist und bleibt stigmatisiert.

 

 

Meine Einschätzung:

 

Es ist das n i c h t sehr attraktive Aussehen, welches diesen Mann vor Gericht gebracht hat, denn sähe er aus wie George Clooney,

 

  1. er hätte die Frauen weder nötigen noch bitten müssen und

  2. wären diese stolz wie Oscar auf das Ereignis gewesen.

 

Es ist der Ärger dieser wütenden Frauen über sich selbst, weil sie sich vermeintlich „beschmutzt“ haben. Sie wollen oder können die Verantwortung für ihr Tun nicht übernehmen (mangelnde Reife (2), also schießen sie ihre „Giftpfeile“ auf diesen Mann ab (Projektion). So versuchen sie, sich wieder „rein zu waschen“ um ihre vermeintliche „Ehre“ zu retten und... um sich an ihm für etwas zu zu rächen, was sie selber zu verantworten haben.

 

Molière hat Recht:

  

Wir sind nicht nur für unser Tun verantwortlich, sondern auch für das, was wir nicht tun.“

 

Wenn Harvey Weinstein vor Gericht gehört, dann auf jeden Fall (!) auch alle jene Frauen, die ihm diese Situation beschert haben.