Ritus
Das Ritual = ist eine oft wiederkehrende Handlung. Zumeist hat das Ritual eine über die Handlung selbst hinausgehende Bedeutung oder Bewandtnis.
Aber anders als bei der Gewohnheit (einer unbewußten, regelmäßigen Abfolge von Handlungen), liegt dem Ritual – trotz ständiger Wiederkehr – jedes Mal eine klare Absicht zugrunde.
Rebellen-Phase
Leise löst sich das Band, es entzweien sich zart die Naturen, und von der holden Scham trennet sich feurig die Kraft.
– Friedrich von Schiller
Was geht in der Rebellen-Phase (3) der Pubertät ab?
◾ Suche nach dem geeigneten Gegner
◾ Überhöhung der Kraft des Gegners (Projektion)
◾ Maximaler Widerstand gegen den Gegner
Wurde die Konfrontation mit dem Vater (oder einer anderen geeigneten Person in der Umgebung) versäumt, bzw. stand dieser nicht zur Verfügung oder eignete sich nicht dafür, kann die Überhöhung so weit gehen, daß stellvertretend jemand anderes, zum Beispiel der Ordnungs-mächtige „Vater Staat“ als Reibungs-Objekt herhalten muß.
Differenzierungen und Konstruktivität sind jetzt
nicht angesagt. Statt dessen: Klare Grenzziehung.
Das macht es für die übrigen Beteiligten nicht leicht. Im Idealfall (!) nehmen sie es nicht persönlich. Denn - auch wenn es sich anders anfühlt - es ist nicht persönlich!
Das gesamte Erfahrungs-Spektrum des Widerstands ist für den Pubertierenden außerordentlich bedeutsam! Er muß seine eigenen Konturen finden. Und das gelingt zunächst nur über Radikalität.
Wurde diese Phase gut durchgearbeitet, mündet sie ganz natürlich in der Erwachsenen-Reife (4).
Wird sie dagegen übersprungen, heißt versäumt, oder nicht gewagt, wird man versuchen, sie später nachzuholen – was sie, besonders für die jeweilige soziale Umgebung 😎 nicht gerade einfach macht!
Ziel ist: Körperlich und geistig
um die eigene Kraft zu wissen.
Es geht um das Gefühl
von Eigenständigkeit.
Kurzzeitige Gefängnisaufenthalte können auch schon mal Teil dieses Reifeprozesses sein.
In intelligent geführten Gesellschaften weiß man um diese Dinge und überläßt die Jugendlichen nicht ausschließlich sich selbst. Man wählt Initiationsriten, um die Energie dieser vergleichsweise schwierigen Entwicklungs-Phase sinnvoll zu kanalisieren oder überträgt schon früh zumutbare Verantwortung.
Ergebnis: Anerkennung durch gleichwertige Behandlung im Kreis der Erwachsenen.
Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend.
Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe
ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft,
wie viel er in sieben Jahren dazugelernt hatte.
– Mark Twain
Initiations-Riten
Hier mal ein Beispiel für einen Initiationsritus:
Der Nag ist die Vorstufe zum Novizen. Der Novize wiederum ist die Vorstufe zum Mönch.
Im thailändischen Buddhismus wird demjenigen, welcher zum „Nag“, zu einem Novizen-Anwärter geweiht wird, erst einmal die Haare und die Augenbrauen komplett abrasiert, er muß ab jetzt acht Silas (Gebote) befolgen, darunter zählen das tägliche Meditieren, das Memorieren heiliger Schriften, auf hartem Untergrund schlafen und... er darf nun nicht mehr lügen.
Eine Weihe wird als eine heilige Handlung, als ein ein Heiliges Ritual verstanden. Haare scheren ist ein Symbol, das alte Leben hinter sich zu lassen. Die Weihe zum Nag bedeutet... alles Vergangene loszulassen.
Wohlgemerkt: Der Junge ist dann immer noch nicht einmal ein „Novize“, sondern verrichtet als Nag etwa vier Jahre lang einfache Dienste. Danach erst... wird er zum Novizen geweiht.
Als Novize ist er dann...
„das Kind der Mönche und das Kind Buddhas“.
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Rituale
Rituale und Text-Meditationen haben ihren Wert in einem unbewußten Stadium unserer Entwicklung.
Wir sollten bereit sein, das alles fallen zu lassen; so wie wir unseren Schnuller zu gegebener Zeit einfach fallen ließen und ihn zeitlebens niemals wieder zurück in den Mund stecken.
Unser spirituelles Leben muß sich wandeln von einer Sonn- und Feiertags-Kirchen-Tauglichkeit zur... Alltagstauglichkeit.
Das Spirituelle ist nichts Aufgesetztes, ist keine wie auch immer geartete Etikette; es ist kein schmückendes Accessoire, sondern durchdringt das alltägliche Leben – in jedem einzelnen Moment.
Gelebte Spiritualität ist ebenso wenig eine kulturelle Angelegenheit.
Rituelle Elemente der Zugehörigkeit
Die Zugehörigkeit unterstützende und gleichzeitig ausgrenzende Rituale, Einrichtungen und Embleme sind unter anderem:
Allgemein:
Privat:
Politik:
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Freizeit:
Militär:
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