Tod

 

 

Stirb - bevor du stirbst!

 ― Dschelaleddin Rumi

 

Ich starb als Mineral und wurde zur Pflanze;

dann starb ich als Pflanze und wurde zum Tier.

Ich starb als Tier und wurde ein Mensch;

was sollte ich also fürchten?

Wann hat mich der Tod geringer gemacht?

Beim nächsten Mal sterbe ich als Mensch,

um mit den Engeln zu fliegen.

Und selbst als Engel muß ich weichen, denn

alle Dinge vergehen - außer Seinem Angesicht.

 ― Dschelaleddin Rumi

 

 

 

 

 Wer nicht stirbt

 bevor er stirbt,

 verdirbt

 wenn er stirbt.

 

 ― Angelus Silesius

 

 

 

 

“Zwischen den Türen von Geburt und Tod gibt es noch eine weitere Tür – die allumfassende Liebe. Ist dir das schon einmal aufgefallen? Zwischen Geburt und Tod geschieht nur Liebe. Wenn du die Liebe verpasst, hast du die ganze Gelegenheit des Lebens versäumt.

 

Die erste Tür, die Geburt, ist nur eine Gelegenheit, durch die zweite zu gehen, die Türe der Liebe. Zwischen Geburt und Tod ist Liebe.

 

Im Grunde kann man es so sehen: Das Leben besteht nur als einzige Gelegenheit, zu lieben und geliebt zu werden. Wenn das versäumt ist, dann ist alles versäumt. Wenn du geliebt hast, dann hast du nichts verpasst in deinem Leben, selbst wenn du alles andere versäumt hast.

 

Die Türe der Liebe ist ein wirklicher Tod. Der andere Tod, der am Ende des Lebens kommt, ist nicht wirklich, den wirst du überleben. Du wirst wieder neu geboren werden. So wie der Tod der Geburt folgt, so folgt die Geburt dem Tod.

 

Das sind die zwei Seiten einer Münze. Aber, wenn du durch die Türe der Liebe gehst, dann stirbst du wirklich. Du stirbst ganz und gar, so sehr, dass es für dich keine Geburt mehr gibt und natürlich auch keinen Tod mehr. Liebe ist der wahre Tod, denn das Ego verschwindet völlig.

 

Im normalen Tod verschwindet der Körper, doch das Ego bleibt bestehen. Das Ego trägt dich in ein neues Leben. So funktioniert Wiedergeburt. Wenn du diese Verkettung des Egos aufgelöst hast, dann verschwindest du aus der materiellen Welt und gehst von der sichtbaren Welt in die unsichtbare, ins Jenseits.

 

Das ist die wahre Türe des Todes: Stirb’ bevor du stirbst, sterbe während du noch lebst. Wenn du vor dem Tod sterben kannst, wenn du durch die Türe der Liebe gehen kannst, wenn du noch im Leben sterben kannst, dann gibt es keinen Tod für dich.

 

Dann bist du unsterblich geworden, dann wirst du göttlich. Doch du wirst dich zuerst durch Liebe verwandeln müssen.”  

― Osho

The Beloved, Vol 2, #5

  

 

Yung-chia Hsuan-chueh, Tod, sterben, Nirmalo

 

 

 

 

Anisplätzchen 

 

  

Ein alter Mann liegt sterbend im Bett. Röchelnd liegt er da und fühlt den Tod nahen.

Plötzlich dringt ein himmlischer Duft in seine Nase. Ein kleiner Funke im hintersten Teil seines schwindenden Gedächtnisses signalisiert: Meine Lieblingsplätzchen! Anisplätzchen!

Er mobilisiert seine verbliebenen Energien und wuchtet sich, schwer atmend, aus dem Bett. Sich an der Wand des Schlafzimmers abstützend schlurft er schnuppernd aus dem Zimmer. Mühsam hangelt er sich am Treppengeländer Stufe um Stufe nach unten ins Erdgeschoß.

Nahezu am Ende seiner Kräfte angelangt, lehnt er schließlich im Türrahmen und blickt in die Küche. Hätte er nicht gewusst, daß er sterben würde, hätte er geglaubt, schon im Himmel zu sein!

Fein säuberlich auf Backpapier ausgelegt liegen Dutzende seiner so sehr geliebten Anisplätzchen auf dem Küchentisch. War er nicht doch schon im Himmel? Oder war es ein letzter Liebesbeweis seiner Frau, mit der er jetzt schon seit über 60 Jahren verheiratet ist?

Mit einer aller letzten Anstrengung läßt er sich gegen den Tisch fallen und sinkt auf die Knie. Seine spröden Lippen teilten sich in freudiger Erwartung. Leicht sabbernd fühlt er schon den wunderbaren Geschmack der Plätzchen auf seiner Zunge. Seine alte, runzelige Hand zittert sich mühsam einem Plätzchen am Rande des Tisches entgegen.

Plötzlich klatscht ein Kochlöffel auf seine Hand: "Finger weg!" keift seine Frau, "die sind für die Beerdigung!"

 

Leben & Tod

Vier minus drei

Der Augenblick

Das schnellste Pferd

 

 

Humor und Tod... 

ergeben eine gute Mischung.

― Soji Enku