p

Priesterschaft

T

 

Die EKD spricht vom „Priestertum aller Gläubigen“.

Diese Idee ist ähnlich intelligent, wie die
Vorstellung von der Weisheit der Masse.

Machte die Äußerung Sinn, bräuchte es keine Priester zu geben, dann hätte sich das Wort „Priester“ erübrigt. 


Machte die Äußerung Sinn, könnte es auch Lehrerschaft aller Schüler heißen. Sobald es kein Wissens-, Weisheits- und Reife-Gefälle mehr gibt, zwischen Lehrer und Schüler, ist der Begriff „Lehrer“ obsolet. Aber nicht, indem sich der Lehrer herunter entwickelt hat, sondern die Schüler herauf…


Die christliche Priesterschaft hat diesen Weg gewählt, voran die Lutheraner: Herunter zur Gemeinde. Unten angekommen, ist sie keine mehr.

 

„Wir müssen lernen, die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen, als auf das, was sie erleiden, anzusehen.“

 

– Dietrich Bonhoeffer

 

So spricht ein empathischer Sozialarbeiter. Warum den Menschen nicht als das sehen, was er ist: Funke des Göttlichen? Warum ihn auf seine Empfindungen reduzieren?

 

Die Angestellten der Kirchen sind bei uns und heute größtenteils nicht mehr wirklich auf das Spirituelle ausgerichtet – was ihr Job wäre, sondern auf das Soziale – was nicht der Kern ihres Jobs ist.

 

In der hiesigen, auf Materielles und Soziales ausgerichteten Gesellschaft ist die Priesterschaft fast ganz abhanden gekommen. In anderen (z.B. biblischen) Zeiten und an anderen Orten war und ist das Spirituelle allgegenwärtig. Das Handauflegen, auch in den Familien, ist nur ein Indiz unter vielen.

 

Die vermeintlichen „Priester“ von heute dagegen haben sich selbst zu besseren Sozialarbeitern herunter gebeamt, indem sie zunehmend auf das Soziale fokussieren, statt auf das Spirituelle.

 

Der Priester soll den Geist der Menschen erheben (!) und sich nicht mit dem Geist der Menge nach unten ziehen lassen.

 

Priesterschaft ist Hingabe.

 

Priesterschaft ist nicht von akademischen Graden abhängig, wohl aber vom Grad geistiger Reife und damit auch von einer bestimmten Art, zu verstehen. Doch ist sie an nichts gebunden, an kein Zertifikat, an keine Weihe, an keine Religion.

 

Das Ritual der Priesterweihe bei den Katholiken ist eine Formsache: Die Versinnbildlichung der Hingabe, die der angehende Priester physisch bekundet, indem er sich unten vor dem Altar-Raum, also noch auf der Ebene der Gemeinde, der Länge nach auf den Bo-den legt; den Kopf in Richtung des Allerheiligsten.

 

Priesterschaft ist keine äußere An-Bindung,

sondern eher ein inneres Verbunden-sein.

 

Zur Priesterschaft ist man berufen. Man weiß, wenn man berufen ist. Spätestens dann, wenn es so weit ist.

 

Der Priester... ist zu 99% auf das Gött-

liche ausgerichtet - sonst ist er keiner.

 

Er ist ausgerichtet auf das Göttliche in ihm, auf das Göttliche im Anderen und auf das Göttliche um ihn herum.

 

Der Priester bildet als Mittler eine geistliche Brücke zwischen dem Spirituellen, dem Göttlichen und den Menschen in ihrem "Jammertal". Fokussiert er jedoch, wie derzeit, mehr auf den Emotionalkörper des Menschen, verrät er die Priesterschaft.

 

Ein guter Sozialarbeiter hat seine Wurzeln unter den Menschen; ein Priester hat seine Wurzeln im Höchsten.

 

Der Sozialarbeiter hat sich

den Menschen verpflichtet.

 

Priester sind ausschließlich

dem Göttlichen verpflichtet. 

 

 

 

Moment der Stille

 

Mit den ersten Worten, mit denen sich der frisch gewählte Papst Franziskus an die Menschen auf dem Petersplatz wandte, bat er sie, für einen Augenblick in die Stille zu gehen und das Höchste zu bitten, ihn zu segnen, damit er imstande sei, den Segen spenden zu können.

 

Mit diesen wenigen Worten und der folgenden Stille lud der Mann die Menschen ein, von der sozialen Ebene auf die spirituelle abzuheben und band sie für einen kurzen Moment sogar in die Priesterschaft ein. 

 

Damit hob Franziskus kurzerhand den vermeintlichen Unterschied zwischen ihnen und ihm auf und wies statt dessen - auf ganz praktische Weise - auf das alle miteinander Verbindende..., das Göttliche.

 

 

Fußwaschung 

 

Wie ich hörte, besuchte Papst Franziskus am Gründonnerstag ein Jugendgefängnis und wusch im Rahmen des Abendmahls zwölf Gefangenen verschiedener Religionen und Nationalitäten die Füße.

 

Die Füße zu berühren, zu waschen, oder zu küssen ist nur auf den ersten Blick - oder unter Zwang ausgeführt - eine soziale Geste. Sie ist eine spirituelle Geste – ähnlich dem Namasté – die alle sozialen „Unterschiede“ eliminiert und nur noch auf das Göttliche weist.

 

Wer sie ausführt, ist von Ehrfurcht erfüllt und weiß, daß wir alle – ausnahmslos alle – EINS sind:

 

Dieser Franziskus berührt sich also selbst.

 

Wir alle...

sind eins in Gott.

 

Namasté

 

Der spiritueller Mensch in der Politik

  

 

Jesus predigt am See Genezareth
Jesus predigt am See Genezareth

 

 

 

p

Mittelpunkt

 

 

Für manche Menschen ist der Körper der Mittelpunkt ihres Lebens, für andere der Verstand, für wieder andere sind es die Emotionen und für ein paar wenige ist es die Seele, die spirituelle Ebene.

 

Von diesen paar wenigen gehen einige ins Kloster und widmen ihr weiteres Leben dem Göttlichen, andere leben unauffällig ein ganz normales Leben in der Gesellschaft.

 

Dem Jesus war das völlig wurscht, wer sich zu ihm hingezogen fühlte. Er machte keine Unterschiede. Ihm waren alle gleich gültig. Ob Intellektuelle, oder eine andere Art von Halunken... Er weiß, daß wir alle gleich sind, daß wir uns nur unten - auf der sozialen Ebene, in unserem Gehabe - ein wenig unterscheiden (wollen).

 

So waren Handwerker um ihn herum, korrupte Leute vom Zoll und Fischer, aber auch gut betuchte Leute, Nutten und Intellektuelle. Später, auf der Hinrichtungsstätte auch noch Diebe und Mörder.

 

Ein Mann wie Jesus

schaut nicht auf das, was jemand tut,

hat oder empfindet, sondern auf das, was wir sind.