Namasté
Ich grüße das Göttliche in dir.
Der Mystiker
Einwand: Wahre Nächstenliebe
Gibt es denn auch eine falsche Nächstenliebe?
Nächstenliebe ist immer echt ― sonst ist es keine.
Einwand: das Prinzip Eigennutz = Gemeinnutz
Das ist kein Prinzip, das ist eine Frage der Reife: Stecke ich in der Idee fest, ich sollte nur mein eigenes und das Wohl meiner Familie sehen, oder bin ich imstande, mich auch für das Wohl der Anderen zu öffnen?
Einwand: eine ideale Zivilgesellschaft, in der es automatisch das Beste für alle bedeutet, wenn der Einzelne nur das Beste für sich anstrebt, technisch zu verwirklichen ist – und nichts anderes -, machte den Propheten Jesus von Nazareth zur berühmtesten Persönlichkeit der Welt
Damit machst du den Versuch, den Mystiker Jesus auf die soziale Eben herunter zu zerren und ihn zu einem „guten Sozialarbeiter“ zu machen.
Der Mystiker ist NICHT in der
Welt des Sozialen verwurzelt.
Auch dann nicht, wenn er sich gelegentlich herunter bemüht und uns ein paar Tipps gibt.
Einwand: machte … Jesus von Nazareth zur berühmtesten Persönlichkeit der Welt
Weder interessiert sich ein Mystiker für Ruhm, noch ist er eine Persönlichkeit.
Persönlichkeit = Person = Persona = Maske.
Ein Mystiker ist ein Mann der Wahrheit, er macht uns nichts vor, sondern zeigt uns das wahre Gesicht. Er hat nichts zu erreichen, nichts zu verbergen und deshalb auch nichts zu verteidigen. Er muß sich nicht verstellen.
Einwand: weil er über ein einzigartiges Wissen verfügte
Vermeintliches „Wissen“ hat lediglich auf den unteren Ebenen Bedeutung, nicht in Wirklichkeit. Nur in tiefer Unbewußtheit messen wir ihm große Bedeutung bei.
Ein Mystiker ist so einfach, daß wir es nicht für möglich halten können, deshalb dichten wir ihm so gerne die wundersamsten Dinge an.
Einwand: Jesus ... als erster Denker über Gott erheben konnte
Wer sich selbst nicht wirklich kennt, wer in einem Minder-Wertigkeits-Komplex gefangen ist, wer sich für einen Denker hält, kann sich „über andere erheben“.
Ein Mystiker kann das nicht. Das ist einfach nicht möglich. Und ein Mystiker ist auch kein kleines „Ich“, das denkt.
Wer aber im Denken verhaftet ist, kann sich natürlicherweise nichts Größeres als „denken“ vorstellen. Und wir ziehen andere gerne auf die Ebene, die uns vertraut ist. Das ist aber nur ganz selten ein Nach-Oben-Helfen!
Für uns stehen Intellekt, Erinnerung und Besitz an höchster Stelle.
Weitere Ebenen der Reife sind den meisten von uns unbekannt.
Das alles ist aber für den Mystiker irrelevant.
Deshalb kann er nicht verstanden werden und man versucht, ihn posthum auf die soziale Ebene – die uns allen sehr vertraut ist – herunter zu ziehen.
Einwand: Glaube, Aberglaube, Unglaube
Jeder Glaube...
ist Aberglaube.
Kollektive Reife
Einwand: "Wenn die vom Weisen zum Mystiker Gehenden oder womöglich sogar bereits Schwebenden, dann auch wirklich im Schweigen endeten, so wäre für die Philosophie ... viel gewonnen."
Du setzt voraus, daß es an der Philosophie (wie wir sie kennen) etwas von Bedeutung gäbe und – leicht spöttelnd – ein Mystiker ihr schaden könnte. Keine Sorge, denn weder hat sie eine Bedeutung, noch interessiert sich ein Mystiker für Verstandes-Gespinste.
Ich hörte von einem Stamm irgendwo in Indien, in dem es üblich ist, daß ein Mann als Junge zur Schule geht und anschließend seine Ausbildung absolviert (2).
Danach übernimmt er Verantwortung, indem er einen Beruf ausübt, eine Familie gründet und sich auch sonst für die Gemeinschaft engagiert (4).
Mit 40 Jahren (!) verläßt er seine Familie und geht in den Wald. Dort sucht er sich (s)einen Baum und sitzt dort einfach still für sich allein.
Seine Familie kommt noch gelegentlich vorbei und holt sich bei ihm Rat in allen möglichen Angelegenheiten (5) (6).
Nach ein paar Jahren verläßt der Mann auch diesen „seinen“ Baum, den Wald und die Familie endgültig.
Er ist jetzt nur noch unterwegs (7) und nimmt ausschließlich das Essen zu sich, das ihm unterwegs angeboten wird.
Das ist eine Reife, wie wir sie nicht kennen.
Bei uns stehen das Intellektuelle und das Materielle in Verbindung mit einem starken Ego in der Wichtigkeit ganz vorne (2).
Die reiferen Ebenen sind uns entweder fremd oder – wie z.B. die der Weisheit (6) und des Spirituellen (7) – werden nahezu ganz geleugnet. Aber auch sie stehen uns allen zur Verfügung, wie die Luft zum atmen.
Allein die Fähigkeit zum Gemeinwohl-Denken benötigt mindestens die Erwachsenen-Reife (4), ist also eher unüblich.
In Sachen Reife ist bei uns also durchaus noch Luft nach oben. 😉
GutMensch oder... Heiliger
Damit der Mensch vor sich Achtung haben kann, muß er fähig sein, auch böse zu sein.
...sagt Friedrich Nietzsche
Nicht nur fähig...
Das gibt Rückgrad, Stärke.
Es geht hier um den Reifegrad des Rebellen (3).
Üblicherweise wird der Rebell in der Zeit der Pubertät - in der Ära des Halbstarken - ausgelebt.
Diese Kraft darf nicht geleugnet werden, sie ist ganz wichtig! Sie ist die Voraussetzung für Wahrhaftigkeit, für den Reifegrad des Erwachsenen (4).
Wie hätte Jesus denn – als reiner GutMensch – mit der Peitsche durch den Tempel ziehen können? Da ist „heiliger Zorn“ von Nöten.
Die Peitsche...
in der Hand der Liebe.
So (be)zeichnete Osho diese Szene.
Der GutMensch ist...
angespannte Heuchelei.
„Ich will kein Heiliger sein, lieber noch ein Hanswurst“
...zetert Friedrich Nietzsche
Aus der Sicht des Kriegers ist der Heilige ein Hanswurst.
Aus der Sicht des Heiligen... gibt es keinen Hanswurst.
Ein Heiliger = ist jemand, der alle (auch die "gegensätzlichsten") Aspekte seines Seins angenommen, "integriert" hat und mit sich selbst und allen/m anderen entspannt in Harmonie lebt.
Sagst du einem Heiligen, daß er ein Arschloch sei, gibt
es kein Problem. Denn er weiß bescheid; er kennt sich.
Ein Heiliger, der etwas abspaltet, ist kein Heiliger – allenfalls ein Schein-Heiliger.
Der spirituelle Mensch - in der Politik