p

 Konvention

*

 

„Das Genie entzieht sich den Konventionen und sieht die Dinge selbst an.“

—  Sully Prudhomme

 

Man muß kein Genie sein, Sully, um sich die Dinge selber, auf seine eigene Weise anzusehen. Schon die uns zur Verfügung stehende Intelligenz gebietet es, dies zu tun.

 

Einwand: „Ein Freund von mir formulierte: „Keine Grenze, die ich mir nicht selbst auferlegt habe.“

 

Das erkennen zu können und die Verantwortung dafür übernehmen und nicht auf vermeintliche Autoritäten (wie z.B. „Vater Staat“) abschieben zu wollen, setzt eine gewisse Wachheit voraus.

 

Einwand: „...sich selbst in den Spiegeln sehen zu können und zu wissen, die Regelung, der ich unterworfen bin (oder mich unterworfen habe), ist sinnvoll.“

 

Aber auch dann, wenn sie unsinnig zu sein scheinen, macht es Sinn, sich den Konventionen, Regeln, Geboten, Gesetzen nicht ständig entgegen zu stellen. Das kostet unglaublich viel Energie, schafft unnötig viele Schürfwunden und stellt uns auch noch ins Abseits.

 

Es geht um die bewußte Abwägung

zwischen Freiheit und Anpassung.

 

Einwand: „Manchmal ist es Zeit zu hinterfragen und zu sehen, was HINTER der Grenze ist.“

 

Immer genau jetzt (!) ist die Zeit, die Dinge zu hinterfragen. Und... es gibt eine Zeitspanne dafür, in der die Regeln „gebrochen“ werden müssen, in der sämtliche übernommene Glaubenssätze in Frage gestellt werden. Eine äußerst wichtige Phase (3), die nach der Pubertät beginnt! Sie ist eine bedeutende Voraussetzung für die soziale Eigenständigkeit und die geistige Souveränität.

 

Das geistige Reifen setzt einen inneren (!) Abstand zu den Konventionen voraus.

 

Einwand: „Alle Grenzen sind Konventionen, die nur darauf war-ten, überwunden zu werden.“

 

Es genügt, wenn wir uns der Begrenzungen bewußt sind. Auch unser Körper ist eine Begrenzung, unsere Sinne begrenzen uns. Das Fühlen hat seine Grenzen, unser Denken hat seine Grenzen, die Erinnerung ist rudimentär….

 

Selbst der wildeste Revolutionär… zieht sich zuerst

mal eine Hose an, bevor er draußen etwas umwirft.

 

Das gilt auch für den Anarchisten: Der Spießer in ihm zeigt sich erst auf den zweiten Blick. 😉

 

Wir alle (!) beachten Gesetze, Regeln, Normen, Konventionen, Übereinkünfte, Gepflogenheiten. Die Frage ist bloß, ob wir uns jeder einzelnen Masche dieser Netze bewußt sind.

 

Der Revoltierende kokettiert noch mit der Zerstörung, doch der Revolutionär hat den Entwurf eines wahrscheinlich noch engeren Netzes bereits in der Hosentasche.

 

An den Regeln ist prinzipiell nichts verkehrt – nur müssen sie zum Wohl der Gemeinschaft permanent justiert werden, denn:

 

Regeln haben nicht per se einen Wert.

Nur als vernünftig ordnende Struktur.

 

So wie Kochtöpfe keinen Wert aus sich selbst heraus haben, sondern bloß hilfsweise als Mittel zur Zubereitung leckerer Speisen.

 

Einwand: „Nur wer hinterfragt, erkennt … wer Fragen stellt und dem Bauch zuhört.“

 

Ja, Hinterfragen fördert die Intelligenz.

Nicht zu verwechseln mit Hinterlesen !

 

Das mit dem Bauch ist aber so eine Sache, denn hier werden gerne mal so unterschiedliche Impulse wie Intuition, Instinkt, Emotion und Ego miteinander verwechselt.

 

Auch hier braucht es Wachheit

und Unterscheidungsvermögen.

 

Einwand: „Ist es nicht einfach bequemer, anderen das Denken zu überlassen?“

 

Dazu empfehle ich dieses -> Zitat vom Herrn Kant.

 

Einwand: „Sich dem „Gewohnten“ unterwerfen um des lieben Friedens willen, ist das noch der Sinn der Sache?“

 

Als Einsiedler setzt du dir ganz allein die Regeln.

 

In einer Gemeinschaft tragen – bewußt oder unbewußt – alle Beteiligten zum Regelwerk bei. Das kannst du in jeder Familie und in jeder anderen Gemeinschaft studieren. Man spricht hier auch von: „Kompromisse machen“. Wem die Maschen der Regeln zu eng sind, lamentiert oder zieht aus, läßt sich scheiden oder wechselt die Kirche, usw…

 

Doch in jeder neuen Beziehung stricken wiederum alle Beteiligten…

 

O.k., man kann das Land verlassen, aber:

Im Land deiner Wahl gibt´s auch Regeln.

 

Einwand: „Reichen für ein gutes Miteinander nicht beispielsweise einfache Regeln wie es die 10 Gebote sind?“

 

Es ist eine Frage der Geistigen Reife der Beteiligten: Reife Menschen brauchen nicht einmal ein einziges dieser zehn Gebote.

 

Schwingen die (meisten) Mitglieder einer Gruppe oder die Bürger eines Landes auf den Frequenzen der Liebe, statt auf den niedrigen des Egoismus, braucht es nicht viele Regeln. Das ist derzeit scheints aber wohl eher nicht der Fall.

 

Daß der Moses auf den Sinai klettern mußte, um die nötigsten Gebote in Steintafeln zu ritzen, spricht auch nicht für einen hohen Reifegrad seiner Leute.

 

Zudem mußte er sich noch den Trick ausdenken, Gott habe sie geschrieben – weil seine Autorität allein wohl nicht ausgereicht hätte, das Schlimmste zu verhindern. Also mußte die kollektive Vorstellung eines externen (zornigen) Gottes zur Unterstützung herhalten.

 

Einwand: „Warum müssen es dann komplizierte Sachen in Gesetzestexten sein, wo oft selbst Anwälte nichts mehr verstehen?“

 

Die Juristen kommen damit schon zurecht, aber... es wird viel zu viel und viel zu schnell geklagt.

 

Ginge es nach mir…, gäbe es überwiegend Mediation, an der sich alle Beteiligten konstruktiv zu beteiligen haben. Das forensische Streiten als solches sollte (anders als heute) geächtet sein. Nur in schweren, in Ausnahme-Fällen sollten Richter bemüht werden... dürfen.

 

🌱

 

Es geht also darum, Eigenwohl und

Gemeinwohl in Balance zu bringen.

 

Mein Wohl und selbstverständlich auch das meines Nächsten… in Balance halten wollen.

 

 

 

 

Höflichkeit

z

 

Höflichkeit ist die Blüte der Menschlichkeit. Wer nicht höflich genug, ist auch nicht menschlich genug.“

– Joseph Joubert

Quark.

 

Deutschland ist heute die drittgrößte Verkaufs-Nation, was Waffen angeht. Wie viele Menschen mögen wohl daran arbeiten? Es sind bestimmt allesamt sehr höfliche Menschen. Ist das schon "die Blüte der Menschlichkeit"?

 

Höflichkeit ist nicht die Blüte der Menschlichkeit, Joseph, ganz im Gegenteil:

 

Höflichkeit =

ist eine Plastikblume.

 

Sie ist eine auf "freundlich" gestaltete Maske. Sie wird aufgesetzt, wenn die echte Freundlichkeit fehlt. Höflichkeit ist weit weg von einer „Blüte der Menschlichkeit“.

 

Das Fach Höflichkeit ist der Grundkurs für jeden, der andere Leute manipulieren möchte.

 

Als wichtiger Teil der Konvention wird die Höflichkeit benutzt, um etwas zu erreichen, sie hat keinen Sinn aus sich selbst heraus.

 

Höflichkeit =

ist zelebrierte Unehrlichkeit.