Verzeihung

DZ

 

Wir sollten immer verzeihen, dem Reuigen um seinetwillen, dem Reulosen um unseretwillen.

― Marie Ebner-Eschenbach

 

Man neigt dazu, ihr zuzustimmen. Wenn ich aber sage: „Ich verzeihe dir“, ist das nicht so etwas wie getarnte Arroganz? Hat es nicht etwas Demütigendes?

 

Wenn ich vergebe, stelle ich mich über den anderen, darum: "Vater, vergib ihnen..." Es wird vergeben, Vergebung findet statt, ohne daß "ich" mich darum kümmern muß.

 

Unser Job ist, die Bereitschaft zu entfalten,

die "andere Seite" verstehen zu wollen (!)

 

 

Für mich hat der Satz der Madame de Staël eine höhere Schwingung, wenn sie sagt:

 

Alles verstehen heißt alles verzeihen.“

 

― Madame de Staël

Wer liebt,

braucht nicht zu vergeben.

 

Und die Bereitschaft, verstehen zu wollen, kommt der Liebe nahe.

 

Die Esche nebenan.
Die Esche nebenan.

"Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken."

― Mahatma Gandhi

 

Wenn ich sage: "Ich verzeihe dir", ist das nichts weiter als...

 

Getarnte Arroganz.

 

Es genügt, wenn ich im Frieden bin mit der Tat und im Frieden bin mit dem Täter. Dann ist Heilung längst geschehen. Für Verzeihung besteht keine Notwendigkeit.  

 

Jesus soll, als er von seinen Hinrichtern malträtiert wurde, gebeten haben: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

 

Das ist etwas ganz anderes. Das ist keine Arroganz. Das ist ein liebendes Bitt-Gebet für seine Mörder... an das Höchste gerichtet. 

 

Er war längst in Frieden mit ihnen.

 

Er konnte sehen, daß sie in tiefer Unbewußtheit handeln. Sie machten einfach ihren Job, mehr nicht. Auf Anweisung und im Rahmen der geltenden Gesetze.

 

Es geht hier nicht um Stärke oder Schwäche, sondern um Bewußtheit.

 

Urteilen...

geschieht in Unbewußtheit. 

 

Die Feministin Emma Goldman sagte mal: 

Emma Goldman, Nirmalo, Vergebung,

 

Denn die ehrliche Bereitschaft...,

verstehen zu wollen, reicht völlig aus.  

 

Feindbildung ist das Gegenteil von „verstehen wollen“.

 

Jesus macht keinen Unterschied zwischen vermeintlich „guten“ und „bösen“ Menschen, er ist offen für jeden. Nicht, weil er ein „guter Mensch“ ist, sondern… weil es einfach keinen Unterschied gibt. Meine Mitte und die „meines Feindes“ ist die selbe.

 

Einwand: „Es ist eine große Güte.“

 

Kann es denn eine „große“ Güte geben?

Ist da nicht vielmehr das Ego im Spiel?

 

So wie beim „Gnädig sein“: Von oben herab nach unten. 

 

Hier noch mal die gebürtige Litauerin Emma Goldman, die vor 200 Jahren genau (!) das sagte, was ich heute sagen würde:

 

Jemandem zu vergeben, beinhaltet

ein Stückchen Selbstgerechtigkeit.

Jemanden zu verstehen, ist ausreichend.

  

🌼

 

Hier ein Beispiel dafür, wie Verzeihung in Liebe übergehen kann:

https://philosophischereplik.home.blog/2022/01/19/heilung-statt-opfertum/

 

 

 

 

Vergebung

z

  

Vergebung ist keine einmalige Sache, Vergebung ist ein Lebensstil.

 

– Martin Luther King

 

Einwand: "Muss ich eine evtl. Tat, Böswilligkeit, etc. vergessen?"

 

Solange du eine "Böswilligkeit" siehst, wirst du wohl weder vergessen noch vergeben.

 

"Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." 

– NT

Das ist Vergebung.

 

Nur Mitgefühl ist wahre Vergebung.

"Ich vergebe" ist lediglich Ignoranz & Arroganz.

 

Es wird/ist vergeben. Wir brauchen uns darum

gar nicht zu kümmern. Mitgefühl genügt.

 

Und das entsteht, sobald wir "den Anderen" als Bruder/Schwester sehen (können) und nicht als Fremden. Wenn wir genau genug hinschauen, werden wir auf dem ganzen Globus keinen einzigen "Fremden" finden. 

 

Beethoven´s  Neunte...

kann uns davon ein Lied singen.

 

Einwand: "War aber nicht so und deshalb tappte ich wieder in die 'Falle'." 

 

Wenn du annimmst, daß sich irgend ein Mitmensch "ändert", bist du schon in der Falle, ...bis du (über Erfahrung) drauf hast, daß das ne SchnapsIdee ist. Die Alternative ist, daß du fürsorglicher mit dir selbst bist und der Bärin in dir etwas mehr Spielraum gibst.

 

Einwand: "Schuld und Vergebung anstatt Schuld und Sühne."

 

Das klingt "fortschrittlich" - ist es aber nicht. Du hängst noch an der Idee der "Schuld". Warum? Jesus hatte sie doch schon damals auf den Müll geworfen. 

 

Und wenn "ich vergebe", stelle ich mich über den anderen. Darum: "Vater, vergib ihnen, ..." Es wird vergeben, Vergebung findet statt, ohne daß "ich" mich darum kümmern muß. 

 

Einwand: "Als christl. orientierter Mensch glaube ich eben an das Gute im Mitmenschen." 

 

Wie ist es hiermit: "Ich akzeptiere das Menschliche sowohl in mir als auch in den MitMenschen"?

 

Jesus macht keinen Unterschied zwischen vermeintlich "guten" und "bösen" Menschen, er ist offen für jeden. Nicht, weil er ein "guter Mensch" ist, sondern weil es einfach... gar keinen Unterschied gibt.

  

Emma Goldman, Nirmalo, Vergebung, Verständnis,

 

Emma Goldman (1896-1940), gebürtige Litauerin, in den USA und Europa als aktive Anarchistin, Friedensaktivistin, Antimilitaristin, Atheistin, feminis-tische Theoretikerin und als „rebellische Frau“ bekannt...

 

 

 

Byron Katie, Vergebung, Klarheit, Verstehen, Nirmalo,