Verantwortung...  ist Freiheit

 

 

 

Keine Schneeflocke in der Lawine
 wird sich je verantwortlich fühlen.

 

Stanislaw Jerzy Lec 

 

 

Sie ist es auch nicht: Ihr fehlt die Wahlfreiheit. 

 

Der Begriff Verantwortung, bzw. das, was unter „Verantwortung“ verstanden wird, setzt die  Freiheit zur Entscheidung  voraus.

 

Verantwortlich handeln... kann demzufolge nur, wer – prinzipiell – verantwortlich, aber auch unverantwortlich handeln kann.

 

Also kann nur derjenige, der unverantwortlich handeln kann, auch verantwortlich handeln.

 

Daraus folgt: Nur wer Verantwortung übernehmen kann, kann auch verantwortlich gemacht werden. 

 

 

 

 

Verantwortung

 

  

Verantwortung... 

erweist sich in der authentischen Frage:

 

„Hat das, was ich tue, was ich gerade sage oder schreibe, Bestand vor dem Höchsten in mir?“

 

Auf einer niedrigen Stufe (2) der Geistigen Reife reicht es uns, zu fragen, was rechtens ist. Erst auf einer höheren Stufe (4) fragen wir uns dann, was richtig ist.

 

Reife 

Forschung & Verantwortung

 

 

 

 

Quizfrage

 

 

Wer von den nachfolgend genannten Leuten hat diesen Imperativ formuliert?

 

Verweigere dich,

verantwortlich zu sein.

Tu es aus Liebe!

 

 

A – Mutter Teresa – Mazedonische Ordensschwester

B – Omar Sharif – Ägyptischer Schauspieler

C – Joseph Beuys – Deutscher Künstler

D – Dalai Lama – Tibetischer Mönch

 

 

 

Diese Aufforderung hat einen wunderbaren Klang, denn:

 

Verantwortung = ist Bindung. 

Liebe = ist Freiheit.

 

Ein reifer Mensch ist sich seines Tuns bewußt. Aber auch seines Denkens, seiner Gesten und - jedes seiner Worte. 

 

Bewußtsein ist größer... als Verantwortung. 

 

Wo Bewußtsein fehlt, braucht´s so etwas wie "Moral".

Die Forderung nach Verantwortung ist ein Teil der Moral. 

 

Moral = ist ein Bündel unausgesprochener gesellschaftlicher Forderungen an den unbewußten Menschen. 

 

Wenn nicht genug Liebe da ist,

braucht´s eine Krücke namens  "Verantwortung". 

 

Aber... Liebe genügt.

 

Wenn uns die Arbeit liegt, wenn wir das was wir tun, gern machen, werden wir nicht von "Verantwortung" sprechen. 

 

Sonst... Ja. 

 

Verantwortlichkeit

  

 

 

Verantwortlich ist,

wer Verantwortung übernimmt. 

 

 

Tugenden gelten als ersetzende Hilfskonstruktionen für die Ebenen (2) und (3) der Geistigen Reife. Sie beruhen auf den Erwartungen anderer, nicht auf der eigenen Einsicht.

 

In einigen Jobs ist die Geistige Reife nicht ganz so wichtig. Sie wird durch teils stillschweigend vorausgesetzte, von Außen angelegte strukturelle Erwartungen notdürftig ersetzt, wie beispielsweise... Pünktlichkeit, Genauigkeit, Gründlichkeit, Folgsamkeit, Disziplin.

 

Aber für andere Jobs, z.B. für die Leitung eines Unternehmens, für das Richteramt und selbstverständlich für die Arbeit im Parlament, werden Qualitäten gebraucht, die einen gewissen (höheren!) Grad an Geistiger Reife voraussetzen.

 

Ab dem Stand der Geistigen Reife des Erwachsenen (4) müssen keine Tugenden mehr von Außen aufoktroyiert werden, sie lösen sich als solche auf. Denn nun geschieht ein Sprung.

 

Es kommt eine neue Qualität auf, beispielsweise das freie Bedürfnis, in die Verantwortlichkeit gehen zu wollen.

 

Verantwortung übernehmen sollen ist eine Erwartung. Sie ist eine Forderung von Außen und muß deshalb der Moral zugerechnet werden. Im Gegensatz dazu:

 

Verantwortlichkeit

ist ein freiwilliges Bedürfnis;

ohne Erwartung von Anerkennung.

 

Ein Parlamentarier muß sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für das Gemeinwohl verantwortlich sehen. Andernfalls ist er hier fehl am Platz. 

 

 

 

 

Verantwortung & Reife

 

  

Wer in der Lage und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, weist – zumindest in diesem Moment – einen ziemlich hohen Grad (4) an Geistiger Reife vor.

 

Ob einzeln, oder in einer Gruppe:

Immer sind wir verantwortlich für alles, was wir tun.

 

Und manchmal auch...

für das, was wir nicht tun!

 

Da wir uns meistenteils auf einer kindlichen Reife-Stufe (2) aufhalten, ist uns allein die Idee, uns verantwortlich zu sehen, ziemlich fremd. Wir haben uns einen Radius gezogen, über den hinaus uns die Dinge angeblich nichts angehen.

 

Wenn wir aber etwas tiefer nachschauen, müssen wir die Enge unseres selbst gesteckten Zirkels verlassen.

 

Je tiefer wir blicken, desto deutlicher

zeigt sich unsere Verantwortlichkeit.

 

Und was die Geistige Reife betrifft:

Wir wachsen mit der Tiefe unserer Einblicke. 

 

Ab einer gewissen Stufe geistiger Reife wird die Verantwortlichkeit zur selbstverständlichen dauerhaften Lebensbegleitung.

 

Selbst für Dinge, die ihm angetan wurden oder angetan werden, übernimmt jemand dieser Reife, die Verantwortung.

 

 

 

C  Joseph Beuys