Respekt & Ordnung

 

 

Wenn wir nicht wollen, daß Respekt, Würde und Wohlwollen den Bach runter gehen, weil wir sie nämlich als bedeutsame Werte ansehen, müssen wir uns auch den Begriff ORDNUNG etwas genauer ansehen und ihn überall dort neu definieren, wo wir mit ihm anfangen, uns und andere unnötigerweise einzuengen, zu verletzen, den Respekt zu verlieren und die Würde zu mißachten. 

 

Wenn wir in der Lage sind (oder die Reife haben), Würde zu sehen, sehen wir sie nicht nur in den Menschen. 

 

 

 

 

 

Respekt --- Auf  Augenhöhe 

 

 

Wir haben von ihren Fällen gehört, von Jan Philipp Reemtsma, von Natascha Kampusch, von Gustl Ferdinand Mollath und anderen; von deren schicksalhaften Wochen, Monaten, Jahren und... wir haben sie als Opfer gesehen. Sie bekamen unser Interesse, unser Mitleid und unser Bedauern. Bis dahin war alles in Ordnung.

 

 

Opfer (-Status)

 

Solange sich das vermeintliche Opfer - von uns so gesehen - im Opferstatus bleibt, so wie es sich gehört, sind wir auch ganz zufrieden. Wir können unser Mitgefühl ausfahren, unsere Anteilnahme, unsere Spendenbereitschaft, unsere Generosität. 

 

Was wir aber gar nicht mögen ist, wenn sich ein vermeintliches „Opfer“ plötzlich als souveränes Individuum entpuppt. Dann werden wir stinksauer und es bekommt die Breitseite unseres Hasses zu spüren. (Abzulesen bereits in den Überschriften der Gazetten, die die Empfindungslage der Leserschaft widerspiegeln)

 

Warum ist das so?

Unser EGO ist angepisst.

 

 

1 - Heraufblicken: Projektion von Größe

 

Wir kennen im wesentlichen nur zwei Möglichkeiten, einen Menschen anzusehen...

 

Die eine ist: Von unten nach oben. Wir schauen an ihm auf oder fertigen eine Büste an, die wir auf einen hohen Sockel stellen. Jetzt können wir ihn bewundern und verehren. Wir sagen: „Der Mann ist bedeutender als ich, er ist größer als ich“. Wir geben klein bei und in gewisser Weise unterwerfen wir uns.

 

 

2 - Herabblicken: Projektion von Kleinheit

 

Als Äquivalent für einen von dessen „Größe“ brauchen wir aber mindestens zehn andere, auf die wir herab blicken können, die wir als minder-wert-iger als uns selbst sehen können.

Wir mögen das sehr, denn so spüren wir unsere vermeintliche Größe und unser Ego ist zufrieden: Wir pflegen unsere Überheblichkeit.

 

Und: Wir wollen eine klare Unterscheidung! Kein Hin und Her! Entweder wir bewundern jemanden, oder wir verachten ihn. Dazwischen gibt es nichts. 

 

Diese klare Trennung gibt uns ein  Gefühl der Sicherheit.

 

Es gibt aber noch eine dritte, allerdings sehr selten genutzte Möglichkeit, einen Menschen anzusehen, das ist die Augenhöhe:

 

 

3 - Auf gleicher Augenhöhe

 

Aber damit tun wir uns sehr schwer. Es gibt nur vergleichsweise wenige Menschen, die dazu in der Lage sind. Das sind Menschen mit mit einer gewissen Reife, mit dem Reifegrad mindestens des Erwachsenen (4). Es sind Menschen mit dem dafür erforderlichen ausgewachsenen Selbst-bewußt-sein.

Sie schauen an keinem Menschen herauf, aber auch auf keinen einzigen herab. Jeder einzelne ist ihnen gleich viel wert.

 

Das ist unser Lernfeld. Wir können uns selbst in jedem beliebigen Gespräch beobachten und schauen, ob wir uns in der Waagerechten befinden, oder ob etwas "schief" läuft.

 

Bei dieser Gelegenheit, nämlich auf Augenhöhe, gehen uns (en passant) sowohl die „Vorbilder“, als auch die „Feindbilder“ flöten. 😊

Jetzt benötigen wir keine "Bilder" mehr zwischen uns, wir können der Realität direkt ins Auge sehen.

 

Selbst der Opfer-Status wird sich in Wohlgefallen auflösen. Wir brauchen ihn nicht mehr; weder für uns selbst als Erlebnis, noch als Möglichkeit der Herablassung.  

 

 

Erwachsenenreife

 

Mindestens die Erwachsenenebene (4) der Geistigen Reife weisen wir u.a. dadurch auf, daß wir in der Lage sind, Verantwortung auch für das zu übernehmen, was uns angetan wurde.

 

 

Namasté

 

Ein praktisches Hilfskonstrukt für die Einübung der Augenhöhe ist das Namasté: 

 

Das Göttliche in mir... grüßt das Göttliche in dir.“

 

 

Wer aber noch einen Menschen von diesem Gruß ausnimmt, hat es noch nicht so ganz verstanden... das mit der Augenhöhe. 😉