Literatur 

 

 

  

Literatur, Bibliothek, Buch, Lesen, Nirmalo
Benediktiner-Stift Admont (Erd-größte Bibliothek)

 

Form oder Inhalt ?

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Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, nichts sonst.

– Oscar Wilde

 

Oscar Wilde: "Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, nichts sonst."

 

Ist das nicht ein wenig zu anspruchslos, Oscar, nur der FORM den Wert zuzusprechen? Interessiert dich denn ihr geistiger INHALT gar nicht?

 

Ob elaboriert oder restringiert, ein Haufen Hundekot fein und edel verpackt, ist immer noch Hundekot. Poesie und andere bunte Sprachformen sind Zierrat, mehr nicht.

 

Die Geistige Reife des Schreibenden ist bestimmend für den inhaltlichen Wert eines Buches, nicht sein Sprachvermögen.

 

Für mich ist deine Äußerung ein praktischer Hinweis,

daß ich von deinen Arbeiten.... wohl nichts lesen muß.

 

Es liegt an uns, an Geschmack und Anspruch der Leser, ob wir auf den Wahrheitsgehalt, auf die Höhe der Geistigen Ebene, also auf den Kern eines literarischen Produkts Wert legen, oder ob uns bereits das Versmaß zufriedenstellt.

 

 

  

 

Getretener Quark

 wird breit - nicht stark.

 

Johann Wolfgang von Goethe –

 

 

    

So kann man es auch sagen. 

 

 

 

 

In aller Kürze

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Von der Mehrzahl der Werke bleiben nur die Zitate übrig. Ist es dann nicht besser, von Anfang an nur die Zitate aufzuschreiben?“

 

...fragt Stanislaw Jerzy Lec

 

Das kannst du machen, wie du´s willst. Klingt, als würdest du bedauern, daß von deinen „Werken“ nicht viel übrig bleibt. Von „dir“ bleibt letztlich nicht mal der Staub übrig, warum sollte das mit dem Geschreibsel anders sein? Wozu überhaupt... sollte „etwas übrig bleiben“? Welchen besonderen Wert siehst du darin, daß du es – und für wie lange, bitte – erhalten wissen möchtest? Außerdem: Glaubst du, nach dir gäbe es keine Schreiberlinge mehr, die ähnlich Wertvolles oder Nicht-Wertvolles beisteuern wollen?

 

Es ist nicht nötig, daß etwas bleibt. 

 

Aus jedem meiner Aphorismen könnte man einen Roman

schreiben, das solle ich tun, ich hätte das Talent dafür.

Leider habe ich wenig Lust, die Dinge breitzutreten.  

Christl Jacobi

  

 

Literatur, Lesen, Buch, Nirmalo

 

 

 

 

Rezeption

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Einwand: "In der Literatur werden mindestens 12 Textanalyse-Verfahren genannt."

 

Was nützen uns Textanalyseverfahren, wenn der Sinn gar nicht verstanden werden kann? Wenn es sich um einen "weisen Text" handelt, mußt du dich im Augenblick des Lesens selbst ebenfalls auf einer weisen Ebene befinden – wenn du ihn verstehen willst.

 

Aber wenn du dich auf einer weisen Ebene befindest, verstehst du den Text s o f o r t - und selbstverständlich ohne eine umständliche Analyse.

 

Solltest du den Text (wegen fehlender Reife) aber nicht verstehen können, sind selbst doppelt so viele Analyseverfahren nicht imstande, dir zu helfen. 😊

 

An Interpretations- und Analyseverfahren ist sehr viel gearbeitet worden, die Referenz der Reife blieb dabei leider auf der Strecke. Das gilt auch für die übrige Wissenschaft (wobei ich philosophische Schriften und andere Belletristik nicht zur „Wissenschaft“ zähle):

 

Die Errungenschaften des Menschen sind enorm,

dummerweise ist seine Reife nicht mitgewachsen. 

 

Einwand: "Interessant ist, dass der Akt des Interpretierens eigentlich schon einsetzt, sobald der Leser mit der Lektüre eines Textes beginnt."

 

Ja, nur würde ich diesen Akt nicht Interpretation nennen, weil ich den Begriff mit der Absicht, interpretieren zu wollen, verbunden sehe, sondern eher ein... lesen, ein verstehen.

 

Wir verstehen einen Text, eine Aussage üblicherweise so, wie unser Verstehens-Rahmen, bestehend aus...

  • Konditionierung

  • Erfahrung

  • Intellektuelles Gedächtnis

  • Verstandes-Assoziationen

  • Emotionale Befindlichkeit

  • Geistige Reife

...das zuläßt.

 

Das bedeutet, daß wir einen Text zu einer anderen Zeit anders lesen, bzw. verstehen als heute und ihn früher nochmals anders verstanden haben.

 

Sind wir weinerlich drauf, lesen wir anders, als wenn wir im kreativen Modus sind. In Ernsthaftigkeit liest sich ein Text anders als in einem heiteren Modus. In einem ärgerlichen anders als in einem entspannten. In meditativen Momenten anders als auf der intellektuellen Ebene...

 

Hier gibt es weder Eindeutigkeit, noch Objektivität.

 

Das gilt natürlich nicht für reine Verstandes-Texte, z.B. für mathematische oder technische Texte. Diese sind mit dem und für den logischen Verstand geschrieben und können (zwecks Eindeutigkeit) nur von diesem gelesen und somit auch verstanden werden.

 

Aber... weit über dem logischen Verstand gibt es für uns noch weitere Ebenen. Das außer-rationale Verstehen setzt aber eine entsprechende Anhebung auf unserer Seite, auf der Seite des Lesers voraus. Weise und spirituelle Texte können auf der Ebene des logischen Verstandes nicht wirklich begriffen werden. 

 

Einwand: "Lies mal Kurzgeschichten von KAFKA."  

 

Sind mir zu lang. Warum sollte ich sie (oder andere Belletristik) lesen? Haben dir seine Geschichten etwas gegeben? Wenn ja, was? Haben sie dich zum Singen verleitet? Haben sie einer Witwe zum Tanzen verholfen? Einem Krieger zum Blumenpflücken, einem Broker zur Entspannung? Einem Lehrer zum Jubeln?

 

Hab Freude daran.  

 

Mit deinem Begriff Unwillkürliche Interpretation bin ich fast* einverstanden. Er beinhaltet:

  1. Konditionierung

  2. Erfahrung

  3. Intellektuelles Gedächtnis

  4. Verstandes-Assoziationen

  5. Emotionale Befindlichkeit

 

Durch dieses Sieb wird der größte Teil der philosophischen, der theologischen und der übrigen Belletristik geschluckt. Die intellektuelle Rezeption ist davon nicht ausgenommen.

 

*) Fast, weil es auch noch die – durchaus mögliche – bewußte Betrachtung eines Textes, einer Aussage, einer Geste gibt:

 

x  Geistige Reife

 

Die Geistige Reife ist aber nicht der Punkt 6, sondern eine ganz andere Kategorie: Bewußtheit kommt ins Spiel.

 

Im Gegensatz zum intellektuellen Lesen, bei dem nur ein kleinerer Teil unserer Kapazität genutzt wird, ist es so etwas wie: Lesen in einer Art Space, in einem offenerem Zustand, man könnte auch sagen: Intelligentes Lesen.

 

In diesem Fall kommen die erstgenannten 5 Punkte der „unwillkürlichen (oder auch unbewußten) Interpretation“ nicht so stark zum Tragen, denn:

 

Das Bewußte...

durchdringt das Unbewußte.

 

Die dritte Variante, du nennst sie "Methodische Interpretation", wird in Juristenkreisen und Laboren gebraucht. Auch der Kriminal-Beamte sollte sich gut mit ihr auskennen. Ansonsten sehe ich für sie – z.B. im weiten Feld der Belletristik – keine Existenzberechtigung.

  

Einwand: "Warum soll Literatur keine Spuren hinterlassen?"

 

Nichts und niemand muß Spuren hinterlassen.

Das Bedürfnis, Spuren hinterlassen zu wollen, ist ein kindliches (2).

 

Wenn Ur-indianische Dorfbewohner einen Platz verlassen um sich eine Zeit lang an einem anderen nieder zu lassen, kann man nach nur wenigen Jahren am verlassenen Platz nicht mal mehr eine Spur finden. Der Wald hat sich wieder geschlossen.

 

Wir sollten lernen, keine Spuren zu hinterlassen. In  b e s t e r Absicht, versteht sich.

 

Respekt, Verantwortung, Achtung, Bewußtheit, Mitgefühl, Dankbarkeit... sind Indizien einer höheren Reife.

 

All das ist in jedem Menschen - zumindest in Samenform enthalten.

 

Die Wörter muß man nicht kennen und nichts davon muß in Bäume oder Steine geritzt werden.

 

Bücher schreiben ist... In Bäume ritzen.

 

Keine Spur hinterlassen zu wollen, deutet auf einen höheren (4) Reifegrad. 

 

Einwand: "Die eben genannte methodische Auseinandersetzung mit Texten finden ihre Entsprechung sowohl im Bildungsauftrag." 

 

Du meinst deine "Methodische Interpretation", vermute ich. Ist es denn schon eine Qualitätsauszeichnung  f ü r  die Methode allein deshalb, weil sie in den Schulen Anwendung findet?? Sie wird angewandt, weil Lehrer wie Schüler für unfähig angesehen werden, sich auf ihre eigene (intelligente) Weise einem Text zu nähern.

 

Wenn wir einen Schmetterling zerschneiden, werden wir eine Menge Informationen über ihn und seine Gattung herausfinden können; aber weit größer ist der Teil, von dem wir uns – durch die Methode – selbst abgeschnitten haben.

 

Durch die Anpassungsleistung des Lehrers an das Curriculum und durch die Anpassungsleistung des Schülers an den Lehrer, wird die Intelligenz zu 75% abgewürgt und wir verlassen die Bildungseinrichtungen mit der Intelligenz im Sparflammen-Modus.

 

Anpassung erfordert

nicht viel Intelligenz. 

 

Einwand: "Manche erweisen sich in mancherlei Hinsicht als bahnbrechend."

 

Wir müssen keine Bahn brechen. Es reicht, wenn wir fröhlich vor uns hin schnitzen, malen und anderweitig basteln – ohne eine Spur zu hinterlassen.

 

Einwand: "Andere Spuren führen vielleicht nur in die Irre."

 

Ja. Die Spuren anderer führen uns in die Irre. Deshalb Kopf hoch! Und den  e i g e n e n  Weg gehen! 

 

Einwand: "Es ist gar nicht so leicht, sich im dichten Wald zurechtzufinden."

 

Die gute Nachricht: Auch wenn du sie noch nicht "gesichtet" haben solltest:

 

Du hast deine Mitte.

Immer und überall. 

 

Einwand: "Wenn Schüler z.B. einen Text verkürzt wiedergeben, dann haben sie, sofern die Methoden der Inhaltsverkürzung beachtet werden, noch nicht "interpretiert".

 

Aber auch dann, wenn sie ihn interpretiert haben, ist noch nicht gesagt, daß sie den Text auch verstanden haben. Wenn die Schüler hier „überfordert sind, neigen sie zur Anpassung: Was will der Lehrer hören/lesen, daß ich eine gescheite Note bekomme?“ Dann fährt die Intelligenz in den Keller und zu 95% in die Anpassungs-Leistung. Das, womit wir die Schüler (unnötig) vollstopfen, ist vielfach intelligenz-deckelnd und... übergriffig.

 

Das, was wir den Kindern entlocken, ist ihres. Die Frage-Technik des Sokrates ist eine die Intelligenz fördernde.   

 

Einwand: "Menschen, die sich Mühe geben, intellektuell wenigstens redlich zu sein."

 

Intellektuell und redlich geht so wenig zusammen, wie ein Kinder-Karussell-Auto steuern und redlich.

 

Dagegen sind Authentizität, Ehrlichkeit, Verantwortung, Mitgefühl, Respekt... schon eher Anzeichen für Redlichkeit. 

 

Einwand: "Du stellst dich ... über vernüntig denkende Menschen."

 

Ich stelle mich über niemanden. Nicht, weil ich ein „guter Mensch“ bin, sondern weil das nicht geht. Denn im Grunde sind wir alle gleich.

 

Die Unterschiede sind wie die Muster auf der Tapete: Sie unterscheiden sich. Aber das, was das eigentlich Wichtigste, nämlich den Raum selbst ausmacht, ist immer und überall gleich.

 

Wir Menschen fokussieren (teils mit Unterstützung von Waffengewalt) ein bißchen zu sehr auf das Design am äußersten Rande des Raumes, das ist alles. Sobald wir uns eine intelligentere Sichtweise gönnen (Weisheit (6), können wir das  s o f o r t  sehen.

 

Also kann ich mich weder über, noch unter irgend jemand anderen stellen. Es ist ganz banal: Die Intelligenz läßt das nicht zu. Was du aber wohl meinst ist, daß ich dem Denken, dem Verstand, der Ratio nicht ganz so viel Bedeutung beimesse, wie du. Das stimmt wohl.

 

Das rechte Pedal eines Fahrrades ist noch nicht das Radfahren selbst. Es erhält seine Wichtigkeit erst und nur in seiner unterstützenden Funktion. Selbst ein Fahrrad in seinem bestem Zustand... hat noch keinen Wert an sich.

Erst und nur in den vergleichsweise wenigen Augenblicken, in denen ein Mensch das Fahrrad benutzt, erhält die rechte Pedale ihren Wert. Und in dieser ihrer Funktion wird sie... (dann auch von mir) sehr geschätzt.

 

Die Vernunft selbst ist weder gut noch schlecht. Nur wenn sie vorrangig oder gar allein regiert, wird sie zu einer großen Gefahr.

 

Es waren nicht Menschen mit einer besonders großen Intelligenz, die in den fünfziger Jahren die Wasserstoffbombe entwickelt, betrieben und gezündet haben, aber: Sie alle hatten einen starken VerstandUnd diejenigen, die wenige Jahre zuvor die Logistik der europaweiten Menschen-Transporte entwickelt und durchgezogen hatten, waren wohl auch nicht mit besonders viel Herzens-Qualität gesegnet, aber... sie alle hatten einen starken Verstand.

 

Es ist nicht die Vernunft, die den

Menschen... vor sich selbst rettet.

 

Erst wenn wir die höheren Formen der Intelligenz erkennen und dann auch anerkennen können, haben wir eine Chance.

 

Meditationen...

können Hilfsmittel sein.