Mit Gewalt ? 

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Was ist der Sinn der Kunst?

Dich zum Sehen zu bringen.

 

Joseph Conrad 

 

Zunächst muß ich mal sehen, was ich selbst im Moment unter dem Begriff "Kunst" (den ich an sich gar nicht benötige), verstehe.

 

Ich verstehe KUNST als = Einladung.

 

Und unter Einladung verstehe ich, daß dem Eingeladenen das Beste angeboten wird. Alles andere würde ich eine Zumutung nennen.

 

Nach meinem heutigen Kunstverständnis kommt es also nicht so sehr auf das Kunst-Objekt an, nicht auf dessen Bewertung anderer und natürlich auch nicht auf seinen monetären Wert, sondern auf Intention und Lauterkeit des Creators.

 

In der Kunst handelt sich zudem oft um einen gewissen Exhibitionismus, indem der Schaffende mir, dem Betrachter, einen schmalen Einblick in seine Sichtweise anbietet, manchmal sogar aufdrängt.

 

Entscheidend ist nun der Reifegrad des Künstlers. Der entscheidet darüber, wess´ Geistes Kind mir und anderen über sein Objekt (an-)geboten wird: Wirkt es erhebend oder zieht es herunter..? 

 

Joseph Conrad: "Dich zum Sehen zu bringen."

 

Diese Formulierung hat nach meinem Empfinden etwas Gewaltsames. Ich mag es nicht, wenn mich jemand – zu was auch immer – nötigt oder nötigen will.

 

Sieh, was immer du siehst. Mach, was immer du gerne und mit Herzblut machst. Biete es auch an, wenn du selbst es als eine Bereicherung für andere ansiehst, aber laß mich sehen, was ich sehe und wie ich sehe.

 

Hab ein bißchen Respekt vor den Anderen... und deren eigenen Sichtweisen!  

 

 

 

 

 

Kunst ist schön -

.

macht aber auch viel Arbeit.

 

Karl Valentin –

 

 

 

  

 

 

Geistesverschmutzung

 

 

Wir alle tragen in uns, unsere Orte des Exils, unsere Verbrechen, unsere Verwüstungen. Unsere Aufgabe ist es, sie nicht auf die Welt loszulassen; unsere Aufgabe ist es, sie in uns zu verwandeln.“

 

-- Albert Camus

Danke, lieber Albert, aber setzt einen

hohen Grad an Geistiger Reife voraus !

 

Gerade in den künstlerischen Bereichen scheint diese nicht in besonders reichem Maße vorhanden zu sein – weil man scheinbar meint, ALLES raushauen zu müssen, was sich zeigt. 

 

Es wird versucht, fast jeden psychologischen Müll („Kunst“ genannt) irgendwie in die Öffentlichkeit zu drücken. Das beginnt mit der Graffiti und greift weiter um sich in den Bereichen der „Musik“ und in denen der „Literatur“.

 

 

 

 

Was darf Satire?

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Kurt Tucholsky fragt: Was darf die Satire? ...und antwortet:  Alles!

 

Nein, die Satire darf nicht (!) „alles“.

 

Die Satiriker tun auch nicht alles, lieber Kurt. Das bilden sie sich allenfalls ein. Denn sie haben – wie jeder andere Mensch auch – eine Verhaltens- und Werteskala, nach der ausgerichtet, sie etwas tun oder auch nicht tun, in ihrem Kopf – ob ihnen diese bewußt ist, oder nicht. Sie sind also nicht wirklich so frei, wie sie vorgeben.

 

Die Satiriker, wie auch diejenigen Kabarettisten, die mit Häme ihr Brot verdienen, bleiben auf der Reifestufe des Kleinkindes (2) stecken. Sie glauben, alles zu dürfen, nur weil ihnen ein Rechtsbegriff, die sogenannte "künstlerische Freiheit" einen sehr großen Freiraum ermöglicht.

 

Kleinen Kindern ist das nachzusehen, denn es gehört – ganz natürlich – zu ihrem Lernkompendium auf dieser Reifestufe, nämlich: Alles ausprobieren müssen. Sehen, was geht. Aber in ihrer natürlichen Entwicklung erreichen sie irgendwann auch die Reifestufe des Erwachsenen (4). Und die bringt ein neues Phänomen, namens „Verantwortung“ in ihr Leben.

 

Übernahme von Verantwortung

ist... Ende der „totalen Freiheit“.

 

Man kann es auch auch eine  „freiwillige Einschränkung“  nennen. 

Freiwillige Einschränkung beruht auf der gewonnenen 

Einsicht, daß es Wichtigeres gibt, als alles zu tun, was 

möglich ist.

 

Und diese freiwillige Einschränkung aufgrund höherer Einsicht ist das, was den zu kritisierenden Satirikern & Kabarettisten fehlt. So manch einer... bleibt dort bis zu seinem Ende stecken.

 

Reife

 

Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht

sich ihr. Satire hat auch... eine Grenze nach unten.

Kurt Tucholsky

 

Die dem Satiriker zugängliche Intelligenz und die ihm zugängliche Weisheit setzen ihm die Grenzen. Nur wer einen dürftigen Zugang zu Intelligenz und Weisheit bekommen hat, wird möglicherweise glauben, er dürfe alles.

 

 

 

 

Großer Künstler

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Das, was den großen Künstler ausmacht, ist ein großer Wille, aber ein Wille, der gewollt wird, nicht der will.“

...sagt Hugo von Hofmannsthal

 

Ich stoße mich am Begriff „großer Künstler“, lieber Hugo.

 

Der Begriff Künstler ist nichts wert, weil er nichts weiter erklärt.

 

Daß (auf)wertende Wörtchen „groß“ ist hier und gerade im Sinn deines Statements, konterkarierend. Du sprichst davon, daß der eigene Wille, daß das Ego zurück treten muß, soll der große Wille, soll die Intuition ihre Chance bekommen.

 

Und nur dann ist das, was sich zeigt, von einer Bedeutung und nicht dann, wenn wir unserem kleinen Willen, unser kleines Wollen nach vorne schießen lassen. Ganz einverstanden..., denn so ist es.

 

Das ist aber nichts „Großes“!

 

Das betrifft uns alle, die wir uns auf irgend eine Weise ausdrücken. Wenn man weiß, wie bedeutungslos das Ego ist, wird man dem kleinen Wollen nicht viel Aufmerksamkeit einräumen.

 

Das was du sagst, betrifft nicht den „großen Künstler“, sondern den ganz normalen, intelligent agierenden Menschen.

 

 

 

 

Was ist Kunst?

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Jeder Mensch ist ein Träger von Fähigkeiten, ein sich selbst bestimmendes Wesen, der Souverän schlechthin in unserer Zeit. Er ist ein Künstler, ob er nun bei der Müllabfuhr ist, Krankenpfleger, Arzt, Ingenieur oder Landwirt.

 

Da, wo er seine Fähigkeiten entfaltet, ist er Künstler.

 

Ich sage nicht, daß dies bei der Malerei eher zur Kunst führt als beim Maschinenbau. (…) Wer richtig und behutsam vorgeht, findet einen Bereich, in dem er, obschon er sich dauernd abhängig fühlt, doch frei ist und seine Abhängigkeit, unter der er leidet, beseitigt und einen neuen Schritt tut. (...) Wenn dann einer ein Apparätchen erfindet, mit dem man 200 Arbeitsplätze spart, dann gibt es ja keine Arbeitsstrittigkeit wie heute. Sondern dann steigen die Menschen aus, um ihre Fähigkeiten höherzuent-wickeln. Und sie werden für diese Fähigkeit des Sichentwickelns und Lernens bezahlt in genau derselben Weise, wie sie bezahlt würden für die Herstellung von Besenstielen."

 

– Joseph Heinrich Beuys – im Gespräch mit Peter Brügge:

"Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt", 1984 (Wikiquote)

 

"Wenn du ein waches Auge hast für das Menschliche, kannst du sehen, dass jeder Mensch ein Künstler ist. Ich war jetzt in Madrid und habe gesehen, wie die Männer, die bei der Müllabfuhr arbeiten, große Genies sind. Das erkennt man an der Art, wie die ihre Arbeit tun und was für Gesichter sie dabei haben. Man sieht, daß sie Vertreter einer zukünftigen Menschheit sind."

 

– Joseph Beuys. In: Ein Gespräch. Beuys, Kounellis, Kiefer, Cucchi. Zürich: Parkett-Verlag, 1986, p. 109 ff.

 

"Also wir leben ja alle noch in einer Kultur, die so sagt: Da sind Künstler und da sind Nichtkünstler. Das wird dann unmenschlich, dadurch gibt es den Begriff der Entfremdung zwischen den Menschen. Nein, jeder Mensch vollzieht permanent materielle Prozesse. Er stellt immerfort Zusammenhänge her. Auch er gibt, wenn er einem anderen Menschen ausweicht oder wo er sich im Gedränge verhält, es gibt immer, sagen wir mal, Formprozesse. Tänzer machen ja auch nichts anderes, als sich bewegen, auf ihren Füßen. Und Menschen im Straßenverkehr sind im Grunde auch Tänzer."

– Joseph Beuys. In: Volker Harlan: Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Beuys. Stuttgart, 1987, p. 27.

 

"Die Erweiterung des Kunstbegriffs bezieht sich auf den Menschen und damit auf alle Vorgänge, die der Mensch veranlaßt."

 

– Joseph Beuys. In: Hiltrud Oman: Die Kunst auf dem Weg zum Leben – Joseph Beuys. Weihnheim/Berlin, 1988, p. 96.

 

 

Wegen meiner bräuchte es keinen Begriff namens "Kunst" geben, da er nichts aussagt.

 

Begriffe sind nur dann sinnvoll, wenn sie in ihrer Kürze

eine Beschreibung oder eine nützliche Erklärung bieten.

 

Ob Skulptur, Kleidung, Gebäude,

Musik, Literatur, Gemälde, Skizze...

 

Hier stellen sich eine Menge Fragen: „Ansprechend, oder nicht, erhebend oder herunterziehend, intelligent, bewußt, kreativ, beglückend, schmückend, wert-dynamisch, oder nicht?“ und... noch viele andere Fragen. Nur eine Frage stellt sich nicht: "Kunst – oder nicht Kunst?"

 

Aber in diesem Zitat steht ja auch nicht „die Kunst“ im Fokus, sondern...

 

Der Mensch – als Künstler.

 

Die Intention, die kreative Energie und die Präsenz des Schaffenden gebären bereits den Künstler. Ob die Pflege eines Kranken, oder der erforderliche Abwasch:

 

Hingabe oder Gleichgültigkeit im Schaffensprozeß entscheiden, ob ein Künstler am Werk ist, oder nicht.  

 

 

 

 

Schönheit

 

 

Mandala im Straßburger Münster:

Ein KLICK aufs Bild VERGRÖßert es.
Ein KLICK aufs Bild VERGRÖßert es.

 

 

 

 

2 (Quiz-) Fragen

 

  

Frage 1: Wer hat den folgenden Satz gesagt?

 

Sobald man etwas im Geiste klar und deutlich vor sich sieht, beginnt es sich bereits zu gestalten. Die dadurch angeregten geistigen Energien wirken dann als Helferkräfte bei der Formgebung und Verwirklichung des innerlich Bejahten.“ *) 

 

A - Henry Kissinger - Politiker

B - Henry Ford - Autoproduzent

C - Henry Miller - Schriftsteller

D - Henry Gibson - Schauspieler

 

(Vorwissen oder Nachschlagen... nicht erforderlich.)

 

Frage 2:  Ist das Gesagte wahr?

 

 

  

 

Kunstbegriff 

 


Was, bitte, ist Kunst? Was soll das sein?

 

Manche Leute verstehen unter Kunst handwerkliches Können, andere Künstlichkeit, manche Beliebigkeit oder Wichtigkeit, für viele ist sie Ausdruck der Befindlichkeit... Zumindest für einen ist sie oft nicht viel mehr als erbrochene Psyche.

 

Welchen Sinn soll der Kunst-Begriff haben, wenn ihm Qualität, Reife, Verantwortung, Intention und andere bedeutende Kriterien völlig fremd sind?

 

Wenn beide: Berlioz und Heino... als Künstler bezeichnet werden?

 

Ich selbst habe die Begriffe Kunst und Künstler noch niemals wirklich gebraucht und verwende sie eigentlich auch gar nicht, da mir andere Kriterien um einiges näher sind. Solche wie: Intelligenz, Schönheit, Harmonie, Wahrhaftigkeit, Weisheit, Verantwortung, Mitgefühl, Authentizität, Reife, Gemeinwohl, ..., zum Beispiel.

 

Zwar bin ich so etwas, was man einen "Ästheten" nennen könnte, jemand der sich für Schönheit in allen Formen, Klängen und Arrangements begeistern kann, aber dennoch ist mir die Form immer nur von untergeordneter Wichtigkeit: Schönes Beiwerk.

 

Der Augenblick, in dem mir mit kreativer Aufmerksamkeit ein Blumenstrauß gesteckt wird, ist mir von größerer Bedeutung, als jeder "Warhol".

 

Roy Lichtenstein 1964, Andy Warhol  1968 

 

Gunter Sachs erzählte mal von einem Freund, einem Maler, den er zu sich zu einer großen Party eingeladen hatte.

Er hatte ihm angeboten, so viele Bilder wie möglich aufhängen zu dürfen und ihm auch einige Hoffnung gemacht, daß er an diesem Abend sicherlich sehr viele davon verkaufen könnte. 

Zum Zeichen, welche Bilder bereits verkauft wurden, klebte Gunter einen kleinen roten Punkt auf eine Ecke des jeweiligen Bildes.

Und damit der Freund sich freuen konnte, klebte Gunter schon mal selber ein paar Punkte auf.

Im Laufe des Abends stellte er aber fest, daß das mit dem Verkauf wohl doch nicht so richtig funktionieren würde und machte selber damit weiter, hin und wieder einen Punkt aufzukleben.

Am Ende der Party teilte Gunter seinem Freund Roy freudig mit, daß alle Bilder verkauft seien, verschwieg aber, daß er selber sie alle gekauft hatte, um seinem Freund zu helfen.

 

Eine unschuldige Geste der Liebe.

 

Ein uns allen bekannter Schauspieler, der damals auch eingeladen war, sagte dazu: „Hätte ich doch bloß auch ein Bild gekauft!“

Der sagte das allerdings aus einem ganz anderen Grund: Schon wenige Jahre nach der Party waren die Bilder ein Vermögen wert.

 

Der eine fokussiert auf Liebe, der andere... auf Geld.

 

 

 

  

 

Ich kann nichts dafür,  daß sich meine Bilder

nicht verkaufen lassen.  Aber es wird die Zeit

kommen, da die Menschen erkennen, daß sie

mehr wert sind... als das Geld für die Farbe.

 

Vincent van Gogh

 

 

 

 

 

 

 

Kunst-Objekt

 

Kunst
Kunstklasse im Museum - Ehrfürchtige Betrachtung

Quiz-Antwort: *) Henry Ford